Der menschlich und beruflich gescheiterte B-Movie-Schauspieler Serge LaPointe hasst sein Leben. Das wenige Geld, dass er noch verdient, bekommt er für Auftritte auf Horrorconventions und Filmbörsen. Und er investiert es auch gleich wieder in Fusel. Seine Fans sind für LaPointe nur Idioten, Lemminge, Geldlieferanten. Und das obwohl sie die letzten Menschen sind, die Serge so etwas wie Respekt und Anerkennung entgegenbringen.

Am Morgen nach so einer Convention in Sankt Petersburg treffen den Antihelden zwei bittere Erkenntnisse. Zum Einen ist seine Eroberung vom Vorabend eigentlich Prostituierte und will für ihre Liebesdienste fürstlich entlohnt werden. Zum Anderen ist tatsächlich eine Zombie-Epidemie ausgebrochen. So wie in Serge LaPointes Filmen. Nur dass diesmal keine stark geschminkten Statisten Jagd auf den arroganten Kanadier machen. Sondern ganz reale, menschenfressende Monster.

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Autor Olivier Peru weiß wovon er schreibt. Und er spielt geschickt mit den zahlreichen Klischees, die Horrorfilme, Darsteller und Fans umgeben. Der dezente, augenzwinkernde Humor erschließt sich dabei aber eher Genrekennern und ist nie vordergründig wie in den Parodien „Shaun of the Dead“ oder „Zombieland“.

Der große Reiz in seiner Erzählung liegt darin, dass Peru ein stark überstrapaziertes Thema sehr frisch und eigenständig angeht. In „Tod und Agonie“, so der Untertitel von Band 0, geht es nicht um einen schillernden, moralischen Helden, der eine Gruppe Überlebender in eine neue Zivilisation führt. Es geht vor allem darum, ein ungeschminktes, sehr realistisches und verstörendes Bild menschlicher Reaktionen in Extremsituationen zu zeigen. Hier gibt es keine Helden, sondern handelt jeder verzweifelt, panisch, instinktiv und egoistisch.

Dabei entsteht eine dichte, trostlose Atmosphäre, eine ideale Bühne für niveauvolle, spannende Unterhaltung. Die geizt natürlich genretypisch nicht mit Blut und Gewalt, hat aber einen ganz anderen Schwerpunkt und sehr viel mehr zu bieten.

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Leider können die digitalen Screenshots in dieser Rezension nicht annähernd die gewaltige Optik der knapp 50 Seiten wiedergeben. Die detaillierten, charaktervollen Zeichnungen und die warmen, dreckigen Farben in Band 0 der insgesamt vierteiligen Reihe kommen auf den großen, dicken, matten Seiten hervorragend zur Geltung. Und sie heben ihn auch optisch deutlich über das Niveau oft steril aussehender, digital colorierter US-Horrorcomics.

„Zombies“ ist meine erste frankobelgische Comicreihe für Erwachsene, wird aber sicher nicht die letzte bleiben. Der Splitter-Verlag bietet zahlreiche, toll aussehende, großformatig gebundene Alben an. Die Franzosen nennen so etwas „une bande dessiné“. Außer jeder Menge Fantasy sind dort unzählige Genres und Themen vertreten, von denen ich mir sicher noch einige für Euch anschauen werde.

Wenn ich keine Comics lese, dann schau ich auch gern Filme. Ich mag teure, bunte, laute Action-Blockbuster. Aber ich mag auch kunstvolle Filme mit authentischen Charakteren. Christopher Nolan ist für mich ein Meister darin, diese Aspekte zu verbinden. Und würde Christopher Nolan einen Zombie-Film machen, hätte das Ergebnis eine Menge Ähnlichkeit mit Perus „Zombies“, da bin ich sicher!

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„Zombies Bd.0 – Tod und Agonie“ bei Splitter bestellen

  • Autor – Olivier Peru
  • Zeichner – Lucio Alberto Leoni
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 48
  • Band 1 von 4
  • ISBN 978-3-86869-463-5
  • erschienen am: 01.06.2012

Rezensionsmuster – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Splitter – Herzlichen Dank!