2219 – Mehr als 100 Jahre nach den Ereignissen von „Prometheus – Dunkle Zeichen“ macht sich erneut ein Team aus Wissenschaftlern und Militär auf den Weg zum Mond LV-223. Was der Besatzung als simple Bergungsmission verkauft wird soll in Wahrheit klären, warum der Großindustrielle Peter Weyland nie von seiner 2090er-Expedition zum gleichen Mond zurückkehrte. Bereits kurz nach ihrer Ankunft findet die Crew eine blühende Vegetation voller skurriler, fremder Wesen vor. Schnell stellen sie fest, dass der Mensch auf LV-223 nicht die dominante Spezies ist…

„Prometheus“ liefert Band 1 des Serienübergreifenden Events „Feuer und Stein“. Cross Cult veröffentlicht diesen Sommer chronologisch die Miniserien „Prometheus“, „Aliens“, „Aliens vs Predator“, „Predator“ und abschließend „Prometheus – Feuer und Stein Omega“. Der heute erscheinende Band 1 – „Prometheus“ liefert den zahlreichen begeisterten Fans des „Alien“-Prequels (inhaltlichen Vorgängers) endlich tiefere Einblicke in das Schicksal der rätselhaften Konstrukteure und der ursprünglich vom 2014 verstorbenen Künstler H.R. Giger erschaffenen Außerirdischen.

Künstler Juan Ferreyra setzt dabei gekonnt den visuellen Ansatz um, den Ridley-Scott auch mit seinem Prometheus-Film verfolgte. Der bemerkenswert europäisch wirkende Stil des Argentiniers transportiert perfekt die selbe Ästhetik. Es wurde im Film wann immer es möglich war bewusst auf sterile, digitale Mittel verzichtet, um die zeitlose Optik des mittlerweile 34 Jahre alten Science-Fiction-Meisterwerkes „Alien“ zu erhalten.

Ferreyra ist genau deshalb der perfekte Künstler für das Projekt. Der nur dezent konturierte Stil, inklusiver bewusster Skizzenschatten gibt dem Leser das Gefühl eine hochwertige, europäische Graphic Novel in den Händen zu halten. Und nicht die amerikanische Comic-Portierung eines Blockbuster-Hollywood-Films.

Die Handlung des 114 Seiten starken Paperbacks liefert vor allem viel altbekanntes aus den „Alien“- und „Prometheus“-Filmen. Wir treffen auf besessene Wissenschaftler die moralische Grenzen übertreten, schießwütige, zynische Weltraumsoldaten, einen Bord-Androiden und natürlich jede Menge feindseliger, fremder Kreaturen.

Es fällt leicht „Prometheus – Feuer und Stein“ anfangs Unrecht zu tun und es generisch zu finden. Viele Charaktere und Beziehungen wirken zu Beginn wie stumpfe Wiederholungen von Filmmotiven. Aber selbst wenn das stimmen würde – Söldner Galdos markige Sprüche und panisch flüchtende, dauerfeuernde Besatzungsmitglieder sind ja irgendwo auch das, was ich als „Aliens“-Fan erwarte und bekommen möchte.

Tobin überrascht jedoch wieder und wieder mit frischen Wendungen, die sich trotzdem alle großartig in die erzählerische Tradition der legendären Vorbilder fügen. Vor allem die Verwandlung die Android Elden (er bevorzugt sicher die Bezeichnung „künstliche Person“) durchlebt hat mir sehr viel Freude gemacht. Hervorzuheben ist auch die komplett unstereotype lesbische Beziehung zweier Besatzungsmitglieder. Die Damen werden weder halbnackt noch zusammen duschend vorgeführt. Auch ist keine von ihnen eine breitschultrige, maskuline „Kampflesbe“. Sie sind schlicht zwei Menschen die sich lieben und umeinander Sorgen, als sie durch außerirdische Angriffe voneinander getrennt werden. So selbstverständlich sollte Homosexualität in Unterhaltung und Popkultur idealerweise immer behandelt werden. Bravo.

„Prometheus – Feuer und Stein“ liefert Fans mehr „Prometheus“ und viel mehr „Alien“ in exzellenter Optik und einen Auftakt für „Feuer und Stein“, der mich sehr neugierig auf mehr macht. Enttäuscht werden kann eigentlich nur, wer viele neue Antworten auf offene Fragen erwartet. Ich bin mir sicher, die bewahrt sich Ridley Scott für die Leinwand auf…

  • Autor – Paul Tobin
  • Künstler – Juan Ferreyra
  • Übersetzer – Hudson Hicks (😂)
  • Erscheinungsdatum: 22.06.2015
  • 17×26, SC, 4c, 114 Seiten, Preis: 14,80 €
  • ISBN 978-3-86425-680-6

Rezensionsmuster – Paperback, zur Verfügung gestellt von Cross Cult. Herzlichen Dank!