Harley Quinn erblickte das Licht der Welt nicht auf Comicseiten, sondern im TV. In der legendären „Batman – The Animated Series“ wurde 1992 Psychologin Dr. Harleen Quinzel das erste Mal den entzückten Fans präsentiert.

Die Begeisterung hält auch 23 Jahre Später ungebrochen an. Harley schaffte den Sprung in die regulären DC Comics, ist heute eines der gefragtesten Merchandise-Motive und ich wage zu behaupten das häufigste, weibliche CosPlay (Comicfans die sich möglichst professionell als ihre Lieblingsfiguren verkleiden) auf allen Comicmessen dieser Welt.

Kein Wunder. Ähnlich wie der Joker (Doctor Quinzels Patient, dem sie hoffnungslos verfallen ist) brachte auch Harley die überzogen irrsinnigen Charakterzüge mit sich, die Comicfans an beiden ikonischen Charakteren so sehr lieben.

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Amanda Conner und ihr Ehemann Jimmy Palmiotti schreiben nun seit Anfang 2014 die Abenteuer der überdrehten Clownprinzessin für den amerikanschen DC-Verlag. Dabei führen sie die in den regulären „Batman“-Comics immer düstere und ernster geratene Figur nicht nur zu ihren locker-lustigen Serienwurzeln zurück, sondern schießen bewusst weit über das Ziel hinaus.

Die „neue“ Harley Quinn ist DCs aufreizende Antwort auf Marvels Hoffnarren „Deadpool“ – Vollgestopft mit Metabotschaften. Das bedeutet Harley befindet sich wie der rote Ninja von der Verlagskonkurrenz zwar mitten in der fiktiven Welt der Helden und Bösewichte – Hat aber auch ein Bewusstsein für unsere, echte Realität. Da gibt es ganz offene und freche Anspielungen auf DCs häufige Neuorientierungen. Oder werden Zeichner und Autoren augenzwinkernd und liebevoll mit dem Holzhammer auf die Schippe genommen.

Allein auf den 116 Seiten des vorliegenden Band 3 prügelt sich Harley in illegalen Rollschuh-Fightclubs, macht die Sandiego Comic Con unsicher, lässt sich von ihrem Stalker entführen, bombardiert das DC-Verlagsgebäude mit Hundescheiße oder nimmt an „leicht bekleideten aber Geschmackvollen“ Theaterdarbietungen der Bewohner ihres Mietshauses teil – Einer klassischen Freakshow mit Kleinwüchsigen, riesigen, muskulösen und bärtigen Frauen, Wahrsagerinnen oder mutierter Ziegenmenschen.

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Harley Quinn ist irrwitziges Dauerfeuer auf die Lachmuskeln. Die Inspiration durch Berufsnervensäge Deadpool ist unverkennbar. Aber Harley bringt viele eigene, liebenswürdige Charaktereigenschaften und einen ebenfalls anarchischen aber auch deutlich anderen Humor mit. Auch sie ist eine große Freundin roher Gewalt, geht dabei meist aber deutlich Cartoon-artiger und nicht so blutig und roh wie „Wade Wilson“ vor.

Trotz der lockeren, wenig zusammenhängenden Erzählweise empfehle ich alle Bände chronologisch zu lesen. Gemütlichen Charakteren wird es schwer genug fallen, dem knallbunten ADHS-Cocktail zu folgen – Ohne die Einführung aller Charaktere gelesen zu haben wird alles sicher noch etwas konfuser und wilder wirken.

Die 12,99€ für diesen Band sind sehr gut investiert. Harleys Abenteuer sind rasant und irre kurzweilig erzählt, von wechselnden Zeichnern durchweg auf sehr hohem, modernen Niveau präsentiert und für jeden Kenner der Materie durch zahllose Anspielung zum Brüllen komisch. 

  • Erscheint am: 12.05.2015
  • Seiten: 116
  • Format: Softcover
  • Original-Storys: Harley Quinn 8-10, Harley Quinn Invades Comic-Con 1
  • Autor: Amanda Conner, Jimmy Palmiotti
  • Zeichner: Chad Hardin, John Timms, Paul Pope, Dave Johnson
  • Preis: 12,99 €

Rezensionsmuster – Paperback – Zur Verfügung gestellt von Panini Comics – Herzlichen Dank!