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Ich erinnere mich noch gut daran, wie meine Frau mir das erste Mal eine Folge von „Adventure Time“ zeigte. Obwohl ich ein medienkonsumerfahrener Mensch mit einer Vorliebe für Bizarres und fragwürdigen Humor bin war ich deutlich überfordert damit, zu verarbeiten was da gerade vor mir auf dem Bildschirm passiert.

Adventure Time handelt von den Abenteuern des Menschenjungen Finn und seines formwandelnden Freundes Jake dem Hund. Gegen „Adventure Time“ ist „Spongebob Schwammkopf“ gemächlich, still und dezent. Der ahnungslose Zuschauer wird nonstop mit zahllosen Klischees aus Fantasy-Welten und Videospielen bombardiert. Alles ist sehr laut, sehr bunt und passiert sehr schnell. Egal ob es um den egozentrischen, zwanghaft Prinzessinnen entführenden Eiskönig und seinen Pinguin Gunther geht, um die seltsam maskuline Beulenprinzessin oder um den zum Leben erwachten Gameboy BMO – Alles was hier passiert ist genau so charmant wie skurril.

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Wer noch nicht im Thema ist hat wirklich was verpasst, gerade weil die Serie in späteren Staffeln nochmal sehr viel in Sachen künstlerischer Präsentation hinzugewinnt und mit gewagten Stimmungswechseln überrascht. Die ersten zwei Staffeln kann man sich z.B. beim Video-On-Demand-Service Netflix anschauen. Es lohnt sich.

Der eigentliche Grund für diesen Artikel ist aber die „Adventure Time Enzyklopädie“, die in Deutschland vor Kurzem bei Cross Cult erschienen ist. Dieses Nachschlagewerk ist eine Liebeserklärung an das innovative Cartoon-Juwel und wird insbesondere Kennern der Serie große Freude bereiten.

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Kein geringerer als Vampirfürst Hunson Abadeer, Vater von Vampir-Emo-Rockerin Marceline hat hier alles noch so wenig Wissenswerte über das merkwürdige Land Ooo zusammengetragen. Das 148 Seiten starke Hardcover ist aber keineswegs ein simples Lexikon sondern vollgestopft mit Illustrationen und fiktiven Sachtexten aus der Feder verschiedener Bewohner der Welt von „Adventure Time“. Im Grunde ist die Enzyklopädie eine Mischung aus Begleitbuch zur Serie, fiktivem Poesiealbum und Artbook. Die liebevolle Gestaltung des urkomischen Nachschlagewerkes vereint geschmackvolles, schlichtes Layout mit vielen farbenfrohen Illustrationen. Die zahlreichen, mit unterschiedlich farbigen Stiften handschriftlich gekritzelten Anmerkungen der Bewohner von Ooo füllen das Buch mit genau der anarchischen Lebensfreude, die bereits die Trickserie versprüht.

Einen Comicband nehme ich in aller Regel erst wieder in die Hand wenn ich ihn erneut lesen möchte. Aber die „Adventure Time Enzyklopädie“ wird wohl immer wieder den Weg auf den Nachttisch oder das Sofa finden. Weil wir immer mal wieder einen Blick auf BMOs Bedienungsanleitung werfen werden. Oder um den Text von Finns Baby-Tanz auswendig zu lernen. Oder auch einfach nur um Freunden zu zeigen, wie herrlich bescheuert „Adventure Time“ ist und wieviel Spaß man in der Welt von Ooo haben kann.

Die Artikelbeschreibung der „Adventure Time Enzyklopädie“ auf der Seite von Cross Cult beginnt mit den Worten „Wie Brausepulver im Mund!“. Und das trifft es verdammt gut. Wer auch nur ein kleines bisschen Kind geblieben ist, der muss „Adventure Time“ lieben. Und wer „Adventure Time“ liebt, für den führt kein Weg an Hunson Abadeers Enzyklopädie vorbei.

  • Autor – Hunson Abadeer (Martin Olson)
  • Erschienen am 16.01.2015
  • Format – 14×21, HC, 4c, 148 Seiten
  • Preis -19,80 
  • ISBN 978-3-86425-560-1

Rezensionsmuster – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Cross Cult – Herzlichen Dank!