Das alte Rom ist eine zeitlose, hervorragende Bühne für große Dramen und Epen. Im Kino sind es vor allem „Gladiator“ mit Russel Crowe und der Klassiker „Ben Hur“ mit dem von mir für seine politischen Ansichten so sehr verachteten wie für seine schauspielerischen Leistungen geschätzten Charlton Heston, die bewiesen haben wieviel das Szenario zu bieten hat. Während die Gladiatoren in vielen Medien wie Videospielen, TV-Serien und auch Comics immer wieder thematisiert wurden, ist es still geworden um die Formel 1 der Antike. Splitter macht sich auf dieses Missverhältnis durch die Veröffentlichung von „Gloria Victis“ zu korrigieren.

Nachdem der junge Aelio Hermeros mit ansehen muss, wie sein geliebter Vater während eines Wagenrennens tödlich verunglückt geht der Waisenjunge in den Besitz von Rom über und wird ein öffentlicher Sklave. Durch seine Begabung Pferde zu führen rettet Aelio die arrogante und bösartige Horacia vor einem weiteren Wagenunglück. Dadurch wird der wohlhabende Bürger Caius, Horacias Mann, auf den talentierten Burschen aufmerksam.

Zum Dank über die Rettung seiner Frau und in der Hoffnung ihn als neuen Rennfahrer für seinen Streitwagen zu gewinnen schenkt Caius dem jungen Hermeros die Freiheit und nimmt ihn bei sich auf. Doch nicht nur dass Aelio geschworen hat niemals einen Wagen zu führen, sondern auch Horacias grausame Intrigenspiele werfen lange Schatten auf seine neue Freiheit…

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„Gloria Victis“ ist eine Augenweide. Insbesondere die stimmungsvolle Kolorierung und der wirklich exzellente Einsatz von Licht und Schatten schießen das Streitwagen-Epos auf die visuelle Pole-Position des wirklich bedrohlich gut aussehenden Verfolgerfeldes im Splitter-Verlag. Auch wenn der sehr verhaltene Einsatz von Tuschlinien in Zusammenhang mit dem opulenten Farbenspiel insgesamt europäisch wirkt, lockert Mateo Guerrero seine Panels immer wieder mit typisch amerikanisch wirkenden und vereinzelt auch japanischen Elementen auf. Insbesondere bei Aelios Mimik fühle ich mich immer wieder ein wenig an Manga erinnert.

Auch wenn im ersten Band die extrem spannenden und herrlich dynamischen Wagenrennen leider noch ein wenig zu kurz kommen weiß die Geschichte mit ihren komplexen Charakterkonstellationen und dem bösartigen Intrigenspiel der widerlichen Horacia durchweg zu begeistern. Das angenehm unverbrauchte Szenario wickelt gekonnt eine hübsche Schleife um das für sich schon absolut stimmige Gesamtpaket. Die im Anhang offenbarten, sorgsam hergestellten, historischen Bezüge verleihen dem ohnehin bereits sehr authentischem Leseerlebnis noch viel mehr Tiefe.

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„Gloria Victis 1 – Apollos Sohn“ leidet einzig und allein unter seiner geringen Seitenzahl und der quälenden Wartezeit auf seine Fortsetzung. Nur wenige europäische Comics haben mich als eingefleischtem Liebhaber amerikanischer Bildergeschichten bislang auf so vielen Ebenen begeistert. Mit dem nötigen Kleingeld wäre es ein absolut leichtes den Comicband ohne großen Portierungsaufwand in einen hervorragenden Blockbuster-Kinofilm zu übersetzen. Dieser epische, cineastische Bombast schreit dem Leser schon vom wunderschön gestalteten Cover entgegen. Unbedingte Kaufempfehlung!

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Rezensionsexemplar – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Splitter – Herzlichen Dank!

  • Autor – Juanra Fernández
  • Zeichner – Mateo Guerrero
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 56
  • ISBN 978-3-95839-123-9
  • Erschienen am – 01.09.2015
  • Preis – 14,80€

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