Der Broadway im New York der Zwanziger Jahre. Eine ikonische Kulisse für einfach alles was man an Amerika lieben oder hassen kann. Der amerikanische Traum, Glamour, gewaltige Neonreklamen aber auch Verbrechen und Intrigen wabern zähflüssig und dicht gedrängt durch die auch bei Nacht lichtgefluteten Straßen. Der neue Splitter-Band spielt nicht in fremden Welten und auch nicht im Weltraum. Sondern im Kabarett. Im „Chapman’s Paradise“.

Der Broadway kann den kometenhaften Aufstieg für Künstler und Geschäftsleute bedeuten. Aber auch einen steilen Absturz. Nachdem sein großer Traum, das Kabarett „Chapman’s Paradise“ nicht der erhoffte Erfolg wurde nimmt sich Inhaber Walter Chapman stilecht auf der eigenen Bühne durch einen Schuss in den Kopf das Leben. Seine ungleichen Brüder George und Lenny entscheiden sich nach hitzigen Diskussionen das marode Geschäft zu übernehmen und nicht zuletzt ihrer Mutter zur Liebe in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Nachdem die liebenswerte aber tollpatschige Tänzerin Fanny gemeinsam mit ihrem entflohenen Fretchen „Whitey“ den Bürgermeister im Publikum des letzten Clubs verbrüht hat wurde sie kurzerhand gefeuert und vor die Tür gesetzt. Nun sucht auch sie im „Chapman’s“ nach einer neuen Chance. Doch der Nachtclub steht unter keinem guten Stern, der untalentierte Regisseur, die mysteriöse Diva Anna Hunter und nicht zuletzt der Clubbesitzer von gegenüber haben alle ihre ganz persönlichen Gründe den Traum des  verstorbenen Walter Chapman erneut in Schutt und Asche zu legen…

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Djiefs besitzt ein unverkennbares Talent die blassen, monochromen Erinnerungen an die Epoche der Showgirls und der Prohibition in warmen, leuchtenden Farben auferstehen zu lassen. Die extrem liebevolle und lebendige Ausgestaltung seiner stark romanisierten Version des Broadway macht den Band zu einem optischen Leckerbissen.

Was den Inhalt angeht hätte ich persönlich mir etwas mehr Bissigkeit gewünscht. Kurze Anspielungen auf den illegalen Alkoholausschank, die Verwicklung realer, historischer Politiker oder die Schutzgelderpressung durch die Mafia hätten viel Potential geboten, dem Geschehen etwas mehr Würze zu verleihen, kratzen bei Djief aber immer nur sehr kurz und unbeholfen am schillernden Lack.

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Denn Broadway möchte bewusst kein „Noir-Szenario“ und keine nervenaufreibenden Verfolgungsjagden bieten. Die charmante Milieustudie will die Atmosphäre in einem Nachtclub des frühen zwanzigsten Jahrhunderts einfangen und vermitteln. Oder besser der bereits durch Hollywood gefilterten, optimistischen Fassung. Dieses Vorhaben gelingt durch die Bank, samt lebendiger, greifbarer Charaktere und durch den sehr dekorativen Umgang mit Farbe und Licht. Beim Lesen habe ich mich unweigerlich an alte Hollywoodfilme erinnert gefühlt, die meine Mutter sich gern ab und an am Sonntag Vormittag angeschaut hat. Wer ein Faible für den naiven Charme der weichgezeichneten Schwarzweißschinken Hollywoods mitsamt seinem Slapstick-Humor hat, der wird an Djiefs „Strasse in Amerika“ ebenfalls seine Freude haben. Wer sich aber einen tieferen Einblick in die hässliche Kehrseite des Broadways erhofft hat drückt nun wie ich die Daumen für den abschließenden, zweiten Band für den sich der Künstler scheinbar die eine oder andere Eskalation aufbewahrt. Ich bin gespannt.

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  • Autor – Djief
  • Zeichner – Djief
  • Einband – Hardcover
  • Seiten-  48
  • Band 1 von 2
  • ISBN 978-3-95839-117-8
  • Erschienen am –  01.09.2015
  • Preis – 14,80€

Rezensionsmuster – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Splitter – Herzlichen Dank!

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