Superhelden finden ihren Weg nicht nur auf die große Leinwand, sondern tatsächlich auch immer mehr ins TV. Glücklicherweise sorgt die große Serienrevolution der letzten zehn Jahre für satte Budgets, tolle Autoren und hochkarätige Schauspieler. Man denke nur an die exzellente Netflix-„Daredevil“-Serie, die „Agents of S.H.I.E.L.D.“ oder die düstere Pre-Batman-Serie „Gotham“. Und seit dem 1. September laufen endlich auch wieder neue Folgen „The Flash“ auf Pro Sieben. Genug Anlass für Panini die extrem erfolgreiche Mini-Serie „Flash Rebirth“ aus der Feder von Serien-Autor Geoff Johns erneut als Sammelband „wiederzugebären“.

Barry Allen ist tot. Viele Jahre lebten Freunde und Familie des ehemaligen „Flash“ in dieser vermeintlichen, bitteren Gewissheit. Längst hat Barrys Neffe Wally das Kostüm des „Roten Blitz“ geerbt und bekämpft nun gemeinsam mit der Gerechtigkeitsliga das Böse. Aber Barry Allen ist nicht tot. Er war wie viele vor und mit ihm gefangen in der „Speed Force“. Einer mysteriösen, scheinbar übernatürlichen Macht, die in einer rätselhaften Verbindung zu den zahlreichen Helden und Schurken steht, die über die Fähigkeit der übermenschlichen Geschwindigkeit verfügen. Gleich nach seiner Rückkehr in die Welt außerhalb dieser „Speed Force“ sieht sich Barry nun mit einem Mordfall konfrontiert, der auffällige Parallelen zu der Situation aufweist, in der er seine Fähigkeiten als „Flash“ erhielt…

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Eines macht „Flash Rebirth“ bereits auf seinen ersten 20 Seiten ganz unmissverständlich klar – Wer das DC-Universum vor diesem Sammelband nicht wirklich verfolgt hat, insbesondere die Ereignisse von „Final Crisis“, der hat einen harten Stand in die Geschichte zu finden. Da ich selbst was die großen, Serienübergreifenden Events von DC angeht nicht ganz im Bilde bin, waren ein paar Zusammenhänge schnell über das Internet recherchiert. Mit ein Wenig Mut zur Lücke, den man bei DCs weitreichenden Rückblicken nunmal gelegentlich braucht, sollte man bei Interesse aber dennoch nach 10-20 Minuten halbwegs in der Materie sein.

Diese Eigenschaft von „Flash Rebirth“ und DC-Events im allgemeinen kann man lieben oder hassen. Es gibt Comic-Fans, die ähnlich wie im Kino auf 120 Seiten immer ein abgeschlossenes, episches Abenteuer inklusive Entstehungsgeschichte geliefert bekommen wollen. Aber es gibt auch Leser, denen die Querbezüge zu anderen Serien und jahrzehntelang zurückliegenden Ereignissen niemals genug sind. Mein persönlicher Geschmack liegt dazwischen. Ich mag es, wenn Geschichten und Charaktere miteinander verbunden sind, wenn die Geschichten Auswirkungen aufeinander haben. Aber ich mag auch filmartige, abgeschlossene Inszenierung, die wenig Vorwissen voraussetzen. „Flash Rebirth“ befindet sich definitiv am arbeitsintensiven Ende dieses Spektrums.

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Wer aber bereit ist, diese Arbeit auf sich zu nehmen, der wird dafür auch entlohnt. Geoff Johns tiefgehender Ausflug in die Mythologie des „Schnellsten Mannes der Welt“ ist ein intensiver, psychedelischer Trip voller schockierender Enthüllungen. Ähnlich wie in einem Roman werden die zahlreichen Sequenzen in der „Speed Force“ auf eine Art und Weise geschildert, die eine Idee, ein Konzept erfühlen lässt, das man im Grunde gar nicht visualisieren kann. Trotzdem tut das charmante, bewusst im Stil der Neunziger inszenierte Artwork von Ethan Van Sciver sein Allerbestes diese Idee auch in Bilder zu fassen, ohne sie dabei je auszuformulieren. Die zahlreichen Charaktere und das themengerecht stramme Erzähltempo brauchen einen Zeichner, der Emotionen schnell und fassbar auf den Punkt bringt. Dafür war Van Sciver die goldrichtige Wahl.

„The Flash – Rebirth“ ist die eindrucksvolle, epochale Rückkehr eines der ganz großen Superhelden des DC-Universums. Mit genügend Vorwissen über selbiges, oder zumindest dem Willen sich ein wenig hineinzuarbeiten ist der Sammelband ein großes Vergnügen. Vorsicht sollte man allerdings walten lassen, falls man einen Fan der TV-Serie mit diesem Band vom Medium Comicbuch überzeugen möchte. Der Ärmste wird sich vermutlich blitzschnell überfordert fühlen.

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  • Erschienen am – 25.08.2015
  • Seiten – 164
  • Format – Softcover
  • Original-Storys – The Flash: Rebirth 1-6
  • Autor – Geoff Johns
  • Zeichner – Ethan Van Sciver
  • Preis – 14,99 €

Rezensionsmuster – Softcover, zur Verfügung gestellt von Panini – Herzlichen Dank!

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