Erinnert sich noch jemand an die TV-Serie „Zurück in die Vergangeneit“, im Original „Quantum Leap“ mit Scott Bakula und Dean Stockwell? Dort ging es um einen Mann, dessen Bewusstsein durch verschiedene, andere Persönlichkeiten quasi in deren Haut durch die Zeit reist. Das zwar abenteuerliche aber unglaublich spannende Konzept ist mir persönlich bislang nicht in aufbereiteter Form wieder begegnet. Bis mir „Odyxes“ in die Hände fiel…

Oscar studiert Medizin in Paris. Unter der Tyrannei seiner Oberärztin verrichtet der junge Mann sein Soll mit eher gedämpftem Enthusiasmus. Das ändert sich schlagartig, als die schöne Helene mit einer Stichwunde eingeliefert wird und Oscar sich gleich nach dem Versorgen der Wunde zur abendlichen, natürlich rein medizinischen Inspektion zu Helene nach Hause einlädt. Nach einer deutlich intensiveren Untersuchung als angekündigt entpuppt sich Helene als übernatürlich begabt und schleudert den ahnungslosen Oscar begleitet von reichlich magischem Feuerwerk zurück in die Antike.

Der junge Franzose ist sich noch durchaus seiner selbst bewusst, samt all seinem modernen Wisse. Allerdings nimmt die Besatzung des griechischen Schiffs, auf dem er sich wiederfindet als Odyxes, ihren Kapitän wahr. Auch wenn Oscar seine Rolle zu Beginn nur sehr zögerlich begrüßt empfindet er schnell Verantwortungsgefühl für seine Truppe. Sein erklärtes Ziel ist es zunächst sämtliche Schiffe wieder seetüchtig zu bekommen und den Seeleuten die Heimreise zu ermöglichen. Denn wie er selbst wieder in das Hier und Jetzt zurückkehren soll bleibt ihm vorerst ein großes Rätsel…

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Odyxes ist sowohl inhaltlich als auch visuell eine ungewöhnliche und frische Mischung. War ich anfangs noch irritiert davon, wie sich Oscars flapsige Sprüche in das historische Setting fügen sollen entwickelt diese Kombination schnell eine eigene Dynamik und einen sehr eigenständigen Humor. Die sehr europäische Optik begeistert zwar mit hervorragender Kolorierung und beeindruckenden Totalen wie z.B. der Schiffsflotte oder des ägyptischen Hafens, schien mir aber ansonsten und insbesondere in Dialogen recht statisch. Schnell merkte ich aber, dass die überwiegende Abwesenheit von Bewegung und der sehr sparsame Einsatz von Mimik den „antiken“ Eindruck von „Odyxes“ unterstützen.

Denn in Verbindung mit der Garderobe und Szenerie entstehen so Bilder, die immer wieder an historische Malereien auf Amphoren erinnern. Dass es sich dabei nicht bloß um meine persönliche Interpretation handelt bestätigen die modernen, deutlich detaillierteren und verspielteren Sequenzen zu denen Künstler Steven Lejeune also offensichtlich durchaus fähig ist.

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„Odyxes 1 – Schiffbrüchiger der Zeit“ ist der extrem ambitionierte Versuch ein eigentlich sehr amerikanisches Science-Fiction-Konzept in einen bewusst europäisch inszenierten Comic zu verlagern, der im antiken Ägypten spielt. Wenn man es mal auf diesen wirklich wild anmutenden Satz herunterbricht klingt das einfach nur absurd und unzugänglich. Aber weit gefehlt. Odyxes ist unterhaltsame, leichte Lektüre mit einem pfiffigen, augenzwinkernden Plot und… nennen wir es  „wahrnehmbar großer Begeisterung für die Inszenierung weiblicher Anatomie“. Als großer Freund absurder Mixturen ist mir klar, welche Meisterleistung dahintersteckt so weit voneinander entfernte Erzählkomponenten stimmig miteinander zu verbinden. Ich bin sehr gespannt was Oscars Abenteuer in den nächsten Bänden noch für die Leser bereithalten!

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  • Autor – Christophe Arleston
  • Zeichner – Steven Lejeune
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 48
  • Band 1 von 2
  • ISBN 978-3-95839-075-1
  • Erschienen am –  01.09.2015
  • Preis – 14,80€

Rezensionsmuster – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Splitter – Herzlichen Dank!

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