Der mittlerweile 76-Jährige Alejandro Jodorowsky ist eine Legende. Der Regisseur und Autor mit dem außerordentlichen Talent für das Surreale und Groteske ist vor allem bekannt für seine bedrückenden Science-Fiction-Dystopien. Mit „Showman Killer“ nimmt sich nun Nicolas Fructus ein Szenario des Chilenen vor und erschafft dabei eine beeindruckende Comicreihe voll überdrehter, extrem brutaler Action und tiefschwarzem Humor.

In einer fernen, menschenfeindlichen Zukunft wird das Universum bestimmt von Unterdrückung, Gewalt und Geldgier. Alle Macht verteilt sich gleichmäßig auf die Monarchie, den Klerus und die Wohlhabenden. Die Mehrheit aller Menschen und sonstigen, intelligenten Lebensformen liegt in Ketten. Der wahnsinnige Doktor Kurkotan fasst einen hinterhältigen Plan zur Vermehrung seines bereits beachtlichen Reichtums. Mit dem Sperma eines Serienkillers züchtet sich Kurkotan im Körper einer jungen Komapatientin den ultimativen Mörder heran. Nachdem er das Kind systematisch seiner Emotionen beraubt hat und es einzig und allein den Wert des Geldes und den Reiz der Jagd gelehrt hat ist es vollbracht. Der „Showman Killer“ soll dem Doktor zu unermesslichem Reichtum verhelfen. Doch die Vorführung bei Hofe eskaliert. Anstatt sich seinem Erschaffer zu Beugen und ihm den Verdienst seiner Arenakämpfe zu überlassen tötet der Showman Killer seinen herzlosen Ziehvater und errichtet ein Imperium auf unermesslichen Reichtümern und einem Meer von Blut.

„Showman Killer“ ist knüppelhart. Das Ausmaß der Menschenverachtung in Jodorowskys Zukunftsvision ist beeindruckend abstoßend. Aber die völlig überzogene, zynische Darstellung der Charaktere und der allgegenwärtigen Gewalt machen den ersten Band „Ein Held ohne Herz“ zu einem erstklassigen Erlebnis für alle Freunde düsterer und bluttriefender Sci-Fi-Action. Auch wenn die Mimik seiner Figuren oft noch recht ausdruckslos scheint, leisten Nicolas Fructus aufwändige Malereien einen wichtigen Beitrag dabei, den Leser tief in seine verstörende und bizarre Dystopie zu entführen. Sowohl inhaltlich als auch optisch habe ich mich dabei immer wieder an John Muellers genialen „Oink“ erinnert, der den „Showman Killer“ ganz sicher mehr als einmal inspiriert hat.

Die bewusst stereotypen und überspitzten Charaktere verleihen der irrwitzigen Story voller Ninjas, Roboter und monströser Hexen dabei den naiven Charme von eigentlich an Kinder und jugendliche adressierten Manga-Reihen wie „Dragonball Z“ oder „Naruto“. Wenn ein mysteriöser alter Mann hunderte von hilflosen Menschen mit einem Katana filetiert, oder der Titelheld seinen Special-Move-Schlachtruf „Shoooowww“ anstimmt, während er sich an seine Schläfenbolzen fasst, dann lacht das Herz jedes Trash-Fans.

Fructus wandelt mit seinem „Showman Killer“ auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Geschmacklosigkeit. Auf welcher Seite man sich als Leser am Ende wiederfindet entscheidet dabei wohl die eigene, mediale Sozialisation. Sicher ist auf jeden Fall, das der bizarre Actionspaß jene Leser die philosophische, europäische Science Fiction erwarten arg verstören wird. Wer sich allerdings fragt wie wohl eine Mischung aus „Dragonball“ und David Lynchs „Dune“ aussehen würde, die von Shockrocker und Kultregisseur Rob Zombie inszeniert wurde, der wird mit dem „Showman Killer“ genau so viel Freude haben wie ich.

  • Autoren -Alejandro Jodorowsky, Nicolas Fructus
  • Künstler – Nicolas Fructus
  • Format – Hardcover, Album
  • Seiten – 56
  • Originaltitel – Showman Killer 01: Un héros sans coeur
  • Originalverlag – Delcourt
  • ISBN -978-3-7704-3500-5
  • Preis – 13,99€

Rezensionsmuster – Hardcover, Album – Zur Verfügung gestellt von Egmont – Herzlichen Dank!