Slade Wilson alias Deathstroke trat das erste Mal in der Serie Teen Titans von DCComics in Erscheinung. Auch wenn der rote Namensvetter Deadpool dem erbarmungslosen Söldner in Sachen Popularität längst den Rang abgelaufen hat, bleibt Deathstroke offenkundig das Original. Nachdem der Charakter vor allem durch seinen Auftritt in der erfolgreichen TV-Serie Arrow gleich zwei „Reboots“, also Neustarts der Comicreihe spendiert bekam präsentiert uns Panini nun die insgesamt dritte, fortlaufende „Deathstroke“-Reihe erstmals auf Deutsch.

Slade „Deathstroke“ Wilson ist der Mann für’s ganz Grobe. Der Söldner und Auftragskiller macht keine Gefangen und hinterlässt nach jedem Einsatz eine Schneise der Verwüstung. Bei einem mysteriösen und sehr lukrativen Auftrag in Russland wird Deathstroke von seinem alten Widersacher „Possum“ überwältigt. Dank seiner übermenschlichen Selbstheilungskräfte entgeht Slade knapp dem sicheren Ende und bricht bewusstlos zusammen. Zwei Wochen später erwacht der Attentäter und findet sich in einem deutlich verjüngten, vollständig verheilten Körper wieder. Selbst sein fehlendes Auge ist nachgewachsen und funktioniert einwandfrei. Offenbar treibt man ein mieses Spiel mit Deathstroke, denn unterschiedliche Parteien manipulieren seinen Geist und seine Erinnerung. Der mysteriöse „Red Fury“ verrät dem tödlichen Antihelden schließlich, dass Slades Sohn „Jericho“ sich nicht nur in Gotham City, sondern auch in großer Gefahr befindet…

Tony S. Daniels, der bei der neuen „Deathstroke“ Reihe gleichzeitig als Autor und Künstler fungiert, sprach in Interviews offen über seine Absichten. Der zusehends an Popularität gewinnende Charakter sollte nun auch gänzlich neuen Lesern zugänglich gemacht werden. Mit Slades Verjüngung und teilweiser Amnesie gelingt das teilweise. Denn der Neuanfang bombardiert den Leser trotz des überschaubaren Umfangs mit Charakteren und Beziehungskonstellationen. Dieses Phänomen erreicht nie eine solche Komplexität, dass man der sehr actionorientierten Handlung nicht mehr folgen könnte. Das ändert aber nichts an der recht konfus wirkenden Handlungen die einem wieder und wieder das Gefühl gibt, im Vorfeld des Bandes wichtige Informationen verpasst zu haben. Tony S. Daniels bietet exakt den opulenten, einwandfreien Stil den man von einem modernen Superhelden-Comic erwarten würde und hat mich das eine oder andere Mal an Capullos Batman oder die Werke von Je Madueira (Battle Chasers) erinnert. Alles sieht wirklich klasse und einladend aus, bietet dabei nur keine wirklichen, künstlerischen Alleinstellungsmerkmale. Genau wie lautes, buntes Popcorn-Kino eben, dessen Äquivalent man hier ganz offensichtlich in Comicform schaffen wollte

Obwohl es sich um meine erste Berührung mit Deathstroke handelt und ich bislang auch keinen Einblick in die überkreuzenden Ereignisse der „Suicide Squad“ oder „Teen Titans“ habe hat mir „Deathstroke“ großen Spaß bereitet. Die Handlung und Charaktere sind herrlich überzogen und bewusst stereotyp. Markige Monologe im Stil von Marv aus „Sin City“, meterhohe Blutfontänen und umherfliegende Gliedmaßen geben den Ton an. Das lässt die Klasse und Tiefe klassischer DC-Helden wie Superman oder Batman zwar natürlich vermissen und ist auch nie so haarsträubend witzig wie Deadpool, macht aber ganz toll Bumm und Peng. „Deathstroke“ ist ein schlecht gelaunter James Bond mit permanenter Amphetamin-Infusion. Wer willens ist sei Gehirn abzuschalten, der bekommt zum Dank prächtige Unterhaltung geboten. Samt schön integrierter Gastauftritte von Batman und Harley Quinn.

  • Erscheint am – 22.09.2015
  • Seiten – 132
  • Format – Softcover
  • Original-Storys – Deathstroke 1-6
  • Autor – Tony S. Daniel
  • Zeichner – Tony S. Daniel, Sandu Florea
  • Preis – 14,99 €

Rezensionsmuster – Paperback, zur Verfügung gestellt von Panini – Herzlichen Dank!