In der Stockholmer Software-Schmiede „Dontnod“ soll ein bahnbrechendes, neues Zombie-Videospiel entwickelt werden. Um sein Team und sich selbst künstlerisch auf die beklemmende Survival-Atmosphäre einzustellen, veranstaltet der zielstrebige und knurrige neue Teamleiter Andy ein Brainstorming der besonderen Art. Alle Entwickler sollen sich in den nächsten zwei Wochen in einen Bunker einsperren, um möglichst authentisch das Gefühl einer Gruppe Überlebender der Zombie-Apokalypse zu erfahren. Aus der makaberen Spinnerei wird schnell blutiger Ernst, als kurz nach Beginn der Entwicklungsphase tatsächlich eine mysteriöse Infektion die Weltbevölkerung heimsucht, die ihre Opfer als lebende, nach Menschenfleisch lechzende Tote hinterlässt…

Obwohl es vermutlich kein Künstler schaffen wird, den genialen Sophian Cholet und seine Arbeit für den Hauptzyklus von Olivier Perus „Zombies“-Reihe zu übertreffen, ist Arnaud Boudoiron der erste, der ihm gefährlich nahe kommt. Seine fast fotorealistisch angelegten und dann stark reduzierten Zeichnungen passen hervorragend zum bisher düstersten und dreckigsten Kapitel der französischen Untoten-Saga.

Auf den ersten Blick mutet „Tot weil dumm“ sehr klassisch an und scheint die erzählerischen Wagnisse des Hauptzyklus und des hervorragenden, ersten Bandes der Nechronologien vermissen zu lassen. Ein Zweckbündnis überlebender, eingepfercht in einem Bunker ist nicht gerade der frischeste Ansatz, den Peru bislang serviert hat.

Sein volles Bouquet entfaltet der neueste Horror-Band aus dem Hause Splitter aber erst nach gut der Hälfte der 48 Seiten. Denn seine Führungsqualitäten und die für einen Spieleentwickler überraschend guten Nahkampffähigkeiten hat Andy weder an der Uni, noch in einem Dojo gelernt… Die Idee seine Protagonisten angesichts der Apokalypse zurück in archaische und instinktive Verhaltensmuster fallen zu lassen mag zum Einmaleins des Genres gehören. Die Konsequenz und Schonungslosigkeit, mit der Peru und Boudoiron ihre Leser hinab in die Untiefen der menschlichen Seele führen sind allerdings neu.

Ohne nennenswerte Verbindungen zu den bislang vier erschienenen Bänden der Reihe ist „Zombies Nechronologien 2 – Tot aber dumm“ gleichzeitig auch ein perfekter Quereinstieg in eine der besten Comic-Reihen über hirnfressende Wiedergänger. Wer einem „Walking Dead“-Fan mal ein hervorragende Alternative unter den Weihnachtsbaum legen möchte, braucht nicht weiter zu suchen.

  • Autor – Olivier Peru
  • Künstler – Arnaud Boudoiron
  • Hardcover-Album
  • 48 Seiten
  • 14,80€
  • Erhätlich bei Splitter

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