Im Finale des vor sage und schreibe 37 Jahren begonnenen Fantasy-Epos rückt „Fünkchen“, die Stammeshalterin der Wolfsreiter unter Häuptling Schnitter nun in das Zentrum des Geschehens. Anders als ihr feinsinniger und wenig kampfeslustiger Bruder „Lichtstrahl“ symbolisiert die starke junge Elfenfrau den alten, ursprünglichen Weg des naturverbundenen Volkes. Jedes der beiden Kinder von Schnitter und seiner Gemahlin Leetah verkörpert so einen der beiden Wege zwischen denen sich nun alle Wolfsreiter entscheiden müssen. Durch die enge Verbindung mit ihren vierbeinigen Weggefährten haben sie die Unsterblichkeit der „Hohen“, des ursprünglichen Elfenvolkes einst verloren. Inmitten eines gewaltigen und schmutzigen Krieges gegen einen ganz besonders boshaften Menschen bleibt jedem einzelnen Wolfsreiter die Wahl zwischen einem Leben im schillernden Palast der Hohen, das ihnen die Unsterblichkeit wieder verleihen kann, oder dem ursprünglichen Weg, inmitten von Bäumen und Wölfen, unter freiem Himmel. Aber auch in der Gewissheit, dass dieses Dasein vergänglich sein wird…

Die große Erzählung der Pinis glänzt auch im ersten Band dieses letzten Kapitels durch tiefe, glaubwürdige Figuren, denen jede Nuance ihres Gefühlslebens von den detailverliebt gezeichneten Gesichtern abzulesen ist. Allerdings liegen zwischen dem in Kürze erscheinenden, vierten Band des ursprünglichen Erzählzyklus und dem „Letzten Abenteuer“ noch viele weitere, teilweise in Deutschland unveröffentlichte Handlungsstränge. Trotz eines ausführlichen redaktionellen Vorwortes, das ein wenig Licht in die komplexe Saga bringt, werden sich auch erfahrene Leser anstrengen müssen, um die Beziehungen aller Charaktere untereinander verstehen zu können. Ist diese Eingewöhnung aber erst einmal geglückt, belohnt den Leser vor allem die dramatisch geschilderte Liebesgeschichte zwischen Fünkchen und dem traumatisierten Teir für seine Mühen.

Schon bei der ursprünglichen US-Veröffentlichung hat die sehr knallige und offenkundig digitale Kolorierung des Elfen-Finales seine Fans gespalten. Während ein Lager sich wieder die blasse und zarte Farbgebung der „Original Quest“ gewünscht hätte, sehen andere hier auch im Bild genau den Generationswechsel, den die Handlung mit Häuptlingstochter Fünkchen vollzieht. Auch wenn Farbgebung immer ein sehr subjektives Thema bleiben wird, wirken die Abschnitte die ohne extrem weiche Airbrush-Farbübergänge auskommen deutlich eleganter.

Mit „Das letzte Abenteuer“ bleibt ElfQuest trotz des teilweise erschwerten Zugangs einer der wichtigsten und vielschichtigsten Fantasy-Comics, die jemals zu Papier gebracht worden. Und Kultur muss manchmal eben erarbeitet werden, um sie gebührend genießen zu können. Warum sollten Comics da eine Ausnahme bilden?

  • ElfQuest – Das letzte Abenteuer, Band 1
  • Autoren – Richard Pini & Wendy Pini
  • Künstlerin – Wendy Pini
  • 200 Seiten
  • Hardcover
  • 22,00€
  • Erhältlich bei Popcom

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