Die besten Freundinnen Rachel und Jet haben etwas gemeinsam. Sie sind tot. Und doch sprechen und wandeln sie unter den Lebenden. Nicht etwa als motorisch gestörte, sabbernde Zombies, sondern im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Doch noch etwas seltsames ist offenbar mit den jungen Frauen geschehen, genau wie mit der kleinen Zoe. Die drei wurden unfreiwillig zu Protagonisten eines uralten Krieges zwischen übersinnlichen Mächten. Während Dämon Malus versucht Zoe auf für die Seite des Bösen zu gewinnen, um sie für die Geburt des Antichristen vorzubereiten, beginnt Rachel sich an ein früheres Leben zu erinnern. Daran wie die Hexe Lilith sie den Umgang mit Mächten lehrte, die weit jenseits des Vorstellbaren liegen…

Mit dem mitlerweile fünften Band von Terry Moores genialem Hexen-Thriller hat die zu Beginn noch etwas undurchsichtige und sperrige Handlung volle Fahrt aufgenommen. Was sich auf einem Klappentext oder in einer Inhaltsangabe vielleicht noch etwas austauschbar und reißerisch liest, hat es wirklich in sich. Denn „Rachel Rising“ ist keine klassische Fantasy- oder Horror-Reihe. Stattdessen sind es auch die Beziehungen zwischen all den herrlich verschrobenen und liebenswerten Charakteren, die der pfiffigen US-Reihe ihre besondere Würze verleihen. Es ist schwer zu erklären, welcher besondere, komische Reiz darin liegt, dass ein heranwachsendes Mädchen gleichzeitig auch die Seele eines uralten Serienmörders beherbergt. Solche Elemente, zwischen makaberem Grusel und bissigem Spaß machen „Rachel Rising“ absolut einzigartig.

Erst kürzlich gab Autor und Künstler Terry Moore (Strangers in Paradise) bekannt, dass seine preisgekrönte Horror-Soap mit dem 42. Einzelheft ihr furioses Finale feiern wird. Den deutschen Lesern stehen also noch zwei weitere Sammelbände ins Haus, die in wirklich keiner gut sortierten Comic-Sammlung fehlen sollten. „Rachel Rising“ ist das Paradebeispiel dafür, wieviel Kunst in Popkultur stecken darf, wieviel Tiefsinn, ohne dabei darauf zu verzichten modern, urkomisch und emotional treffsicher zu sein. Stellvertretend für die gesamte Reihe ist „Engel der Nacht“ deshalb der „DeinAntiHeld“-Comic des Monats Januar.

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