Das Außergewöhnliche am weltweiten Siegeszug des unzerstörbaren, roten Ninja-Söldners mit dem losen Mundwerk ist, dass er nicht wie seine beliebten Kollegen „Captain America“ oder „Hulk“ bereits seit den Dreißiger-Jahren die Comicseiten unsicher macht, sondern das Licht des Marvel-Universums erst 1991 erblickte. Zu Beginn noch als wenig komischer Bösewicht der „New Mutants“, einer Schwesternserie der „X-Men“ erdacht, sollte sich der Mutant mit den Selbstheilungskräften zum unangefochtenen Publikumsliebling und heimlichen Verlagsmaskottchen mausern.

Denn schnell hielten komische Elemente Einzug in die Seiten von „Deadpool“ und der Humor entwickelte sich konsequent zu einem grotesken, überzogenen Feuerwerk für vor allem jene Comic-Leser, denen sich das große Feld der Superhelden zu düster und intellektuell entwickelte. Ähnlich wie beim rauhbeinigen DC-Kollegen „Lobo“ sollte Deadpool aber nicht die ganze Familie unterhalten, sondern sprach mit seinem derbem, zotigem Humor und seiner ausufernden Gewaltdarstellung zunächst vornehmlich männliche Leser an.

Wer aber glaubt, dass dieses Phänomen lediglich eine Bereicherung für die Kassen im Hause Marvel ist, hat das Szenario nicht lang beobachtet. Denn der überraschende Erfolg des Experiments öffenete Tür und Tor für neue, kreative Konzepte, zu denen man im riesigen Verlagshaus nun bereit war. Egal ob man dem „Merc with a Mouth“, wie Deadpool von seinen amerikanischen Fans liebevoll genannt wird das Wissen darüber verlieh, dass er nur eine fiktive Figur in einer Comicreihe ist, oder den schlagfertigen Krawallmacher Jagd auf amerikanische Präsidenten und literarische Figuren machen lässt – Autoren und Künstler die das Vergnügen haben an einer „Deadpool“-Geschichte zu arbeiten, müssen nie das enge Korsett aus inhaltlichen Vorgaben, Jugendschutz und Einhaltung der Kontinuität tragen. Ein Grund warum auch künstlerisch begeisterte Comic-Freunde fernab des Mainstreams vielleicht einmal einen Blick auf Wade „Deadpool“ Wilson werfen sollten…

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