Was könnten der übermächtige Titan Thanos und der völlig verdrehte Söldner Deadpool wohl gemeinsam haben? Ihre leidenschaftliche Liebe für den Tod. Für „Lady Death“ um ganz genau zu sein. Die kalkweiße, knochige Schönheit hat einfach beiden Marvel-Veteranen gehörig den Kopf verdreht. Nicht dass dazu sonderlich viel nötig gewesen wäre, schließlich zeichnen sich beide nicht durch geistige Gesundheit aus. Irgendetwas ist mit Lady Death geschehen, denn im ganzen Universum stirbt schlicht und ergreifend nichts und niemand mehr. Was erstmal begrüßenswert klingt offenbart jedoch schnell seine Tücken. Zombies bevölkern das Universum, die Nahrungskette und sämtliche Ökosysteme sind empfindlich gestört. Aber weder ADHS-Superheld Deadpool noch sein mürrisch-göttlicher Partner wider Willen kümmern sich um die Angelegenheiten anderer. Ihnen geht es einzig darum, ihre eine große Liebe allein für sich zu gewinnen und für immer in die Arme zu schließen. Obwohl – Für Deadpool käme eigentlich auch ein Dreier in Frage.

Der vielbeschäftigte US-Autor Tim Seeley (Batman Eternal, Grayson, Hack/Slash, Revival) tanzt ganz bewusst mit seiner Deadpool-Miniserie aus der Reihe der momentan etablierten, modernen Miniserien und siedelt sein verrücktes Liebesdreieck in der Ära vor „Marvel Now“, der Neuinerpration sämtlicher Charaktere des Traditionsverlages an. Deshalb treffen die beiden Hauptdarsteller auf einige mittlerweile obsolet gewordene, alte Bekannte und erinnern sich auch an Ereignisse vor Deadpools beispiellosem Siegeszug durch die aktuelle Hauptreihe oder zahlreiche, erstklassige Mini-Serien wie „Deadpool killt das Marvel Universum“ oder die „Killustrierten Klassiker“. Dieser Ansatz ist aber eher als Fanservice zu verstehen, denn Seeleys Deadpool ist trotz aller Nostalgie genauso herrlich abstrus wie seine Abenteuer in der Gegenwart. Liebeskranke Skelette und der Voodoo-Priester „Black Talon“ (stilecht im Hühnerkostüm) leisten ihm dabei tatkräftige Unterstützung.

Trotz vieler augenzwinkernder Reminiszenzen an die guten, alten Tage fügt sich „Deadpool vs Thanos“ nahtlos in die junge aber beachtliche Ahnenreihe qualitativ herausragender Miniserien um den „Merc with a Mouth“, was nicht zuletzt der urkomischen Dynamik zwischen einem Sprücheklopfer wie Deadpool und einer so majestätischen, schweren Figur wie dem kolossalen Thanos zu verdanken ist.

  • Deadpool vs Thanos
  • Autoren – Tim Seeley, Keith Giffen
  • Künstler – Elmo Bondoc, Mike Allred
  • Stories – Deadpool vs Thanos 1-4, Marvel Monsters – Where Monsters Dwell 1
  • Softcover
  • 100 Seiten
  • 12,99€
  • Erhältlich bei Panini

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