Roland Deschain musste deutlich schneller erwachsen werden, als es Kindern in unserer Zeit vergönnt ist. Er ist der jüngste Bewohner der Stadt Gilead, der jemals zu einem „Revolvermann“ wurde, einem Verteidiger der Unschuld und Bekämpfer der finsteren Mächte in dieser feindseligen, neuen Welt. Traumatische Erlebnisse liegen hinter dem jungen Mann und seinen Freunden. Roland glaubt nicht daran, jemals wieder ein Mädchen so lieben zu können, wie seine Susan. Der „Gute Mann“ John Farson ließ sie brutal hinrichten, erst kurz nachdem Roland und sie zueinander fanden. Farson, dieser brutale Schreckensherrscher, der die Macht Gilead an sich reißen will, um seine Bewohner in den Dienst des scharlachroten Königs zu stellen. Gemeinsam mit dem schurkischen Zauberer Marten bereitet er, verborgen in den Schatten ein groteskes Schauspiel vor, dass den Deschains und allen Revolvermännern Gileads einen vergifteten Dolch in ihr rechtschaffenes Herz stoßen soll…

Nach der einführenden Kurzgeschichte aus der Perspektive von Marten Broadcloak, dem „Mann in Schwarz“, setzt der brillante Kolorist Richard Isanove die Arbeit des mit dem Eisner-Award ausgezeichneten Jae Lee (Ihumans) nun selbst fort. Der verheißungsvoll betitelte „Untergang Gileads“ konzentriert sich dabei auf die Intrigen und Beziehungen zwischen den liebevoll und authentisch beschriebenen Charakteren aus der Feder von Star-Autor Stephen King und stellt die beeindruckenden Kulissen und Landschaften der ersten zwei Bände deutlich in den Hintergrund.

Rolands verzehrende Abhängigkeit von einer mysteriösen Kristall-Kugel ist eine offensichtliche Anspielung auf Tolkiens legendären „Herrn der Ringe“ und ein wundervolles Sinnbild dafür, dass die hervorragenden Comics zu Kings Roman-Epos gleichzeitig eine Liebeserklärung an konservative Genre-Regeln sind, aber auch zeigen wieviel erzählerischer Spielraum Fantasy selbst nach Jahrhunderten noch zu bieten hat.

Auch wenn Isanove dabei die kantige, schlichte Brillanz seines Zeichner-Kollegen nie ganz erreicht, gelingt es dem gebürtigen Franzosen die Reihe zeichnerisch im Sinne seines Vorgängers respektabel fortzuführen und die großartige Bildsprache des „Dunklen Turms“ beizubehalten. Das liest sich vermutlich härter und nüchterner, als der optisch trotz allem fantastische Comic-Band vermuten lässt. Im direkten Vergleich mit der atemberaubenden Referenz, die Lee und Isanove gemeinsam mit den ersten Bänden der Reihe schufen, würde aber kaum ein Comic wohl nicht wenigstens ein paar Federn lassen müssen. Jammern auf allerhöchstem Niveau.

Von der prachtvollen Verarbeitung, über die Unmengen detailverliebten Bonusmaterials bis hin zu am Ende einiger Bände entnehmbar hinterlegter Kunstdrucke ist Splitters Aufbereitung des „Dunklen Turms“ mindestens genau so episch wie ihr Inhalt. Obwohl die Welt von Gilead deutlich trostloser, brutaler und verstörender als in anderen großen Fantasy-Sagas wirkt, verliert sie dabei niemals ihre poetische Eleganz.

Ein opulent und deshalb absolut angemssen präsentiertes Meisterwerk.

  • Der dunkle Turm – Band 3 „Verrat“ & Band 4 „Der Untergang Gileads“
  • Autoren – Stephen King, Peter David, Robin Furth
  • Künstler – Jae Lee, Richard Isanove
  • Hardcover
  • Je 240 Seiten
  • Erhältlich bei Splitter

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