Mit „X-Men – Apocalypse“ startet am 19. Mai 2016 der bereits sechste Kinofilm um die mutierten Schüler des telepathisch begabten Professor Charles Xavier in den deutschen Kinos. Rechnet man die beiden „Wolverine“-Streifen und den rekordverdächtigen Kassenschlager „Deadpool“ hinzu, dann bleibt die von 20th Century Fox produzierteMutanten-Saga zumindest quantitativ gar nicht so weit hinter dem Marvel-Kino-Universum mit all seinen Avengers zurück. Natürlich investiert ein großes Filmstudio aber nicht ohne Grund in eine ganze Serie von Verfilmungen. In den Neunziger Jahren waren die X-Men neben dem freundlichen Spinnenmann aus der Nachbarschaft die ganz großen Stars des Verlages. In beiden Fällen hatte das sicher auch mit erfolgreichen Trickserien zu tun, die auch deutsche Kinder (damals bei RTL) jeden Samstag morgen wie von Zauberhand pünktlich aufstehen ließen. Vielleicht lag der Erfolg auch daran, dass die oft jugendlichen Helden, mit ihren existenziellen und seelischen Problemen sowie ihrer Rolle als Aussätzige der Generation „Nirvana“ aus der Seele sprachen.

Wie allen großen Themen drohte auch den X-Men und ihren zahllosen Ableger-Reihen nach einigen Jahren die inhaltliche Stagnation, große Innovationen blieben aus. Also entschied man sich nach Spider-Mans Serienübergreifender „Clone Saga“ zu einem weiteren, titanischen Mega-Event. Professor Xaviers Sohn „Legion“ reiste in der Zeit zurück, um den verbitterten, menschenfeindlichen Mutanten Magneto zu töten, der schon lange gegen die friedliche Koexistenz von Menschen und Mutanten wirkte. In dem so entstehenden Zeitstrang entstand eine alternative Realität, in der Charles Xavier sich schützend vor seinen ehemaligen Freund Eric „Magneto“ Lehnsherr warft und ihm das Versprechen abrang, seinen Kreuzzug zu beenden um fortan zwischen Menschen und Mutanten zu vermitteln. Die Geburtsstunde der „Age of Apocalypse“.

Die zahlreichen Einzelhefte und Miniserien dieses Paralleluniversums zeigen viele lieb gewonnene Helden und natürlich auch Schurken aus Marvels Mutantenriege in völlig neuem Licht und mit teilweise völlig veränderten Persönlichkeiten. So wird aus dem gütigen „Biest“ Hank McCoy ein bösartiger, zynischer Wissenschaftler, der wohl selbst in Viktor Frankenstein hätte ethische Zweifel aufkommen lassen. Oder ist die unschuldige Kitty Pryde auf einmal eine beinharte, zynische Kampfmaschine an der Seite des vom Krieg seiner bedingungslosen Ehrenhaftigkeit beraubten Colossus. So war „Age of Apocalypse“ im Grunde eine Blaupause für das soeben erst in Deutschland erschienene Marvel-Event „Axis“, bei dem Helden und Schurken Serienübergreifend ihre Persönlichkeiten und Weltanschauungen tauschen. Auch wenn die Kolorierung nach heutigen Standards alles andere als herausragend ist, finden sich große Momente im wüsten Mutanten-Remix, deren Höhepunkt mit Sicherheit das herausragende „Generation Next“ am Ende des Bandes ist.

Auf alle Fälle ist es ein Fest für alle Fans der X-Men, dass Panini nun erneut die gesamte Saga (diesmal in drei Bänden) auf dem deutschen Markt veröffentlichen wird. Angesichts des stattlichen Umfanges geht dabei auch der Preis in Ordnung und wird beim Hardcover durch die extreme Limitierung und damit wohl auch ziemlich sicher einhergehende Wertsteigerung gerechtfertigt. Eine tolle Gelegennheit außerdem, sich für das eingangs erwähnte, auf dieser Reihe basierende Kino-Event warm zu machen.

  • X-Men – Apocalypse – Zeit der Apokalypse (Bd.1)
  • Autoren – Steve Lobdell, Mark Waid, Fabian Nicieza, Warren Ellis
  • Künstler – Joe Madureira, Salvador Larroca, Terry Dodson
  • Original-Stories – X-Men: Alpha, Astonishing X-Men 1, Gambit and the X-Ternals 1-3, X-Men Chronicles 1, X-Calibre 1-4, Generation Next 1-4
  • 380 Seiten
  • Softcover / Limitiertes Hardcover (222)
  • 24,99€ / 39,99€
  • Erhältlich bei Panini