Der junge Aelio, Sohn eines berühmten Streitwagenfahrers gelangt nach dem tragischen Ableben seines Vaters in die Sklaverei. Dort gewinnt der talentierte und gutherzige Junge nicht nur die Aufmerksamkeit seines neuen Herren Caius, sondern auch das Herz der jungen Sklavin Fabia. Trotz ihrer schrecklichen und ausweglosen Lage entwickeln die beiden Gefühle füreinander und werden zu Spielzeugen der widerwärtigen und kaltherzigen Horacia, der Gemahlin des Caius. Kurz vor einem Wagenrennen, dem Aelio als Knecht und Berater beiwohnen soll, wird Caius Fahrer von der gegnerischen Partei vergiftet und außer Gefecht gesetzt. Nun soll Aelio entgegen all seiner Schwüre und Vorsätze nicht bloß beweisen, dass er das Talent seines Vaters als Führer eines Streitwagens geerbt hat, sondern auch Caius Hab und Gut davor bewahren, als Spielschuld verpfändet zu werden. Schließlich gehören auch seine geliebte Fabia und er selbst zu diesem Besitz. Schon bald muss Aelio erkennen, dass dieser heimtückische Angriff nicht seinem Herrn, sondern ihm selbst galt…

Obwohl auch Ridley Scotts prämierter Sandalen-Blockbuster „Gladiator“ das Genre nicht von seinem Nischen-Dasein befreien konnte, bietet das alte Rom noch immer viel Raum für epische, tragische Geschichten. Natürlich vorausgesetzt, dass der Erzähler sein Handwerk versteht. Sowie Juanra Fernández, der auch mit dem zweiten Band seines Historien-Epos „Gloria Victis“ beweist, welch vielschichtige, lebendige Charaktere das alte Rom hervorbringen kann. Die prächtigen, leuchtenden Bilder von Mateo Guerrero tragen sicher mit Schuld daran, wie intensiv sich Aleos tragisches Schicksal anfühlt. Toll wäre gewesen, wenn noch mehr Mut darin bewiesen worden wäre, den sehr klassisch gegliederten Comic durch dynamische Manga-Passagen aufzulockern. Die zwar etwas unterrepräsentierten, dafür aber großartigen und stimmungsvollen Action-Sequenzen beweisen, wieviel Spannung und Bildgewalt „Gloria Victis“ in diesen Momenten entwickelt. Angesichts der gewohnt spannend und dramatisch transportierten Ereignisse jammert man in diesem Punkt aber auf wirklich hohem Niveau.

Obwohl ich dem angestaubten Setting selten etwas abgewinnen kann, ist „Gloria Victis“ eine extrem starke und eigenständige Comic-Reihe, deren zweiter Band in einem schockierenden und intensiven Finale und vielversprechenden Cliffhanger gipfelt und die Wartezeit auf den nächsten Band quälend lang erscheinen lässt. Ave Splitter, die Todgeweihten grüßen euch!

  • Gloria Victis Bd. 2 – Der Preis der Niederlage
  • Autor – Juanra Fernández
  • Künstler – Mateo Guerrero
  • 48 Seiten
  • Hardcover-Album
  • 14,80€
  • Erhältlich bei Splitter