Nach der denkwürdigen Begegnung mit einem Monster und einer daraus resultierenden, nicht ganz freiwilligen Heldentat kennt der sonst so unauffällige und zurückhaltende Saitama endlich seine Bestimmung: Er ist der geborene Hobby-Held. Deshalb widmet er fortan all seine Aufmerksamkeit einem intensivem Krafttraining, stählt sich so verbissen, dass ihm am Ende sogar tatsächlich sämtliche Haare ausfallen. Aber bald darauf muss er feststellen, dass er weit über sein Ziel hinausgeschossen ist. Jeder seiner Gegner, egal wie mächtig er auch sein mag, wird von einem einzigen Schlag des „One Punch Man“ brutal zerfetzt und ist gleich darauf Geschichte. Diese sehr Klimax-arme Form der körperlichen Konfrontation erschwert natürlich das Formen einer Legende und verhindert so langjährige Fehden und verbissene Feindschaften…

Auch wenn Saitama selbst sehr unter der aus dem Dilemma resultierenden Sinnkrise leidet, ist es genau das, was Autor One erreichen wollte: Eine gleichzeitige Hommage und Antithese an und gegen legendäre Action-Manga-Sagas wie „Dragonball“, „Naruto“ oder „One Piece“. Denn hier gab es je nach Betrachtungswinkel oft ganze Bände umfassende Schlachten zu bestaunen oder zu ertragen, die zwar mit allerlei grafischen Spielereien aufwarten, bei denen die Dynamik der Handlung aber logischerweise auf der Strecke bleibt. Was also, wenn ein Held jeden Widersacher mit nur einem einzigen Schlag nicht nur außer Gefecht setzt, sondern gleich gänzlich aus dem Leben und somit aus der Serienkontinuität bläst?

Mit viel Witz und Energie greift „One Punch Man“ zahllose Genre-Klischees auf, erweist ihnen gleichermaßen die Ehre und zieht sie gleichzeitig gehörig durch den Kakao. Auch hier dürfen natürlich neben dem obligatorischem Helden Cyborgs, Ninjas, verrückte Wissenschaftler und ihre genmanipulierten Kreaturen nicht fehlen. Die meisten von ihnen bleiben uns aber nicht viel länger drei oder vier Seiten erhalten, nach ihrer ausladenden und epischen Einführung. Das ist gleichermaßen Schade um die vielen schönen Charakterdesigns als auch vor allem saukomisch. Wenn Saitamas Cyborg-Schüler Genos etwa eine halbe Seite lang ansetzt, um seine bewegende Vorgeschichte zu erzählen, um kurz darauf von seinem Meister unterbrochen zu werden und sich nun auf maximal zwanzig Worte beschränken soll, spricht das wohl vielen Manga-Fans aus der Seele.

Brachiale Action, treffsichere Gags und eine dynamische, selbstironische Erzählweise platzieren den „One Punch Man“ bereits mit dem ersten Schlag in der Oberliga. Kein Wunder, dass die ursprünglich als Web-Manga veröffentlichte Reihe binnen kürzester Zeit nicht nur in zahlreiche Sprachen übersetzt, sondern auch bereits mit einer Animé-Adaption bedacht wurde.


onepunchman1miniONE PUNCH MAN (Bd.1 + 2)
Autor: One
Künstler: Yusuke Murata
189 Seiten (je)
Broschiertes Taschenbuch
6,95€ (je)
Erschienen bei Kazé