Ein „Beat’ em Up“ ist ein Videospiel, bei dem sich zwei zuvor von den Spielern ausgewählte Figuren gegenüberstehen, um sich gegenseitig mit Faustschlägen, Tritten oder effektvollen Manövern solang zu malträtieren, bis der Lebensbalken einer virtuellen Figur geleert ist und der Gegner aus dem Duell als Sieger hervorgeht. Eine hervorragende Grundlage, um Superhelden gegeneinander ins digitale Rennen zu schicken. Das dachten sich auch die „Netherrealm Studios“, Entwickler der berühmt-berüchtigten Brutalo-Reihe „Mortal Kombat“. Deshalb hoben die Damen und Herren im Jahre 2013 „Injustice: Gods Among Us“ aus der Taufe, das nach dem Quasi-Vorgänger „Mortal Kombat vs DC. Universe“ erstmals (fast) ausschließlich Charaktere aus dem Comic-Universum von Superman, Batman & Co. gegeneinander in virtuellen Arenen antreten lies. Multimedial begleitet durch mobile Apps und eine bis heute fortlaufende Comic-Serie, die den selbst für Comic-Verhältnisse haarsträubend überzogenen Plot erzählt und erweitert, wurde der Titel ein großer, internationaler Erfolg. Nun schickt sich der schlicht „Injustice 2“ betitelte Nachfolger an, die hoch gesteckten Erwartungen von Gamern, als auch von DC-Fans bestmöglich zu erfüllen. Und beide Vorhaben scheinen tatsächlich geglückt zu sein.

Für etwa 50€ Straßenpreis erhalten neugierige Prügelknaben eine Standard-Version von „Injustice 2“ für die XBox One oder die Playstation 4. Wahlweise in digitaler Download-Form oder als physikalische Disk. 27 Charaktere sind darin gleich zu Beginn verfügbar, darunter Fan-Lieblinge wie „Batman“, „Superman“, „Wonder Woman“ der Joker oder Harley Quinn. Aber auch an exotischere, weniger durch Film und Fernsehen im Licht der Öffentlichkeit stehende Figuren wie „Blue Beetle“, „Cheetah“ oder „Black Adam“ stehen zur Auswahl.

Wer keinen menschlichen Gegenspieler zur Hand hat, der kann im mit 6-7 Stunden Spielzeit recht umfangreichen Story-Modus einen Großteil dieser Protagonisten ausführlich probespielen und sich in überwiegend hervorragend synchronisierten Filmsequenzen an der hanebüchenen Story erfreuen. Oder sich wahlweise auch darüber aufregen, je nachdem welchen erzählerischen Anspruch man an diese Art von Videospiel stellt.

Nach Abschluss dieser Haupthandlung stehen dem ambitionierten Einzelspieler nicht nur Oberfliesling „Brainiac“, sondern auch täglich neue Herausforderungen im „Multiverse Mode“ zur Verfügung. Diese verfügen zwar nur über eine in wenigen Textzeilen festgehaltene Mikro-„Story“, bieten aber die Möglichkeit, einen Blick auf mittels des eigens für „Injustice 2“ entwickelten „Gear Systems“ stark modifizierte Versionen der Helden und Schurken zu werfen. Neben reichlich spielerischen Änderungen, wie etwa schnelleren oder stärkeren Angriffen bieten diese hier freispielbaren Rüstungsteile auch das Potential für reichlich kosmetisches Finetuning. Wer beispielsweise „Harley Quinn“ statt in ihrer textilbefreiten, modernen Fassung lieber im klassischen Harlekin-Outfit bewundern möchte, kann sich dieses Goodie erarbeiten, statt es für echtes Geld zu kaufen. Das kann man bei Bedarf stattdessen in neue Charaktere investieren, die jeweils bei Erscheinen einzeln oder in digitalen „Deluxe“ oder „Ultimate“-Bundles erworben werden können.

Was für Komplettisten verlockend ist, kann Gelegenheitsspieler und finanziell ohnehin schon arg strapazierte Comic-Sammler leicht verärgern. Schließlich möchte man insbesondere als langjähriger Leser „Batman“ auch in seiner aus „Return of the Dark Knight“ bekannten Rüstung spielen, oder den fiesen „Reverse Flash“ durch neue Texturen und Sprachaufnahmen anstelle des heroischen „Flash“ spielen, ohne dafür tief in die Tasche greifen zu müssen. Gleichermaßen begrüßenswerter wie untypischer Weise können all diese Dinge sich aber auch erspielt werden. Auch wenn der Weg zu solch verlockenden Goodies ein steiniger ist, der einiges an Übung und Geduld abverlangt.

Im Rahmen besonderer, zeitlich begrenzter „Multiverse“-Events ist es außerdem möglich, bestimmte Promo-Inhalte freizuschalten, wie kürzlich etwa die Leinwand-Variante der durch Gal Gadot verkörperten „Wonder Woman“, beziehungsweise ihr Kostüm-Design. Ein paar Stündchen sollte man selbst als geübter Spiele für so einen Beutezug schon einplanen, allerdings bereitet der auch deutlich mehr Spaß und kostet 100% weniger als eine digitale Transaktion. Toll, dass Warner den Fan-Service hier aufrichtig ernst nimmt.

Apropos Spaß: Anders als in vielen, meist komplexen Kampfspielen ist die Anzahl der verfügbaren Tastenkombinationen nicht all zu einschüchternd riesig geraten. Das Kampfysystem von „Injustice 2“ zeichnet sich vor allem durch den strategisch klugen Einsatz der „Burn Meter“ genannten Spezialleiste aus. Wer schon in der ersten Runde die gefüllte Leiste aufbraucht, um dem Gegenüber einen fulminanten Supermove um die Ohren zu hauen, der muss auch damit rechnen, dass dieser gleich im Anschluss über genug Energie verfügen wird, es mit barer Münze heimzuzahlen.

„Injustice 2“ hält all seine Versprechen. Wer darüber hinwegsehen kann, dass die Geschichte des Titels so konstruiert werden musste, dass ganz schlicht gesagt jede einzelne Figur ein Motiv hat, jeder anderen die Fresse polieren zu wollen, erhält zum Ausgleich ein ungemein motivierendes Kampfspiel, dass auch Solo-Recken über einen langen Zeitraum vortrefflich unterhalten wird. Wer seinem Sammelfetisch freien Lauf lassen möchte hat mehr als genug Gelegenheit das „Gear System“ sogar zum Nulltarif zu durchforsten. Ein wirklich heroisches Spaßpaket!


INJUSTICE 2
Entwickler: Netherrealm Studios
Publisher: Warner Bros Games
Platformen: Playstation 4, XBox One
1-2 Spieler (online & offline)
ca. 49,99 Euro (Standard Version)
ERHÄLTICH BEI DIVERSEN ANBIETERN


INJUSTICE 2 Capture-Event. Interviews mit Brian Goodman (Netherrealm) und „Dem Blitz“

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