Die gespenstische Xenomorph-Kreatur aus der 1979 von Regisseur Ridley Scott und dem leider inzwischen verstorbenem schweizer Künstler H.R. Giger initiierten Filmreihe avancierte schnell zur Ikone der modernen Popkultur. Aktuell läuft mit „Alien: Covenant“ eine neue Filmepisode in den deutschen Kinos, die nach dem Quasi-Vorgänger „Prometheus“ die beiden Handlungsstränge nun auch offiziell zusammenführt.

Eine gute Gelegenheit, die inzwischen vergriffenen, schwarz-weißen Bände aus der „Aliens – Classics“-Reihe in einem auf 999 Exemplare limitiertem und vergrößertem Hardcoverband neu zu veröffentlichen. Das stolze 500 Seiten starke, elegant gestaltete Monstrum versammelt dabei eine beeindruckende Schar namhafter Comic-Künstler um diverse Kurzgeschichten, aber auch ursprünglich mehrere Hefte umfassende Handlungsbögen in stilecht-puristischer schwarz-weiß Optik zu inszenieren. Sowohl von visueller, als auch erzählerischer Seite wird dabei eine erstaunliche Vielfalt geboten. Hellboy-Schöpfer Mike Mignola, Underground-Ikone Richard Corben, Marvel-Legende John Byrne oder Watchmen-Zeichner Dave Gibbons sind nur eine kleine, repräsentative Auswahl der Ausnahmetalente, die Gigers Weltraummonster in mal zynisch-actionreichen, mal morbid-bizarren Episoden illustrieren.

Es ist kein grundlegend neues Konzept, zugkräftige Comics von begabten Künstlern in farblosen Sondereditionen erneut zu veröffentlichen, um dem Leser und vor allem Betrachter die Möglichkeit zu geben, sich ganz auf die Arbeit des Zeichners und des „Inkers“, den man auf deutsch am ehesten als „Reinzeichner“ übersetzen könnte zu konzentrieren.

So haben die zunächst schwarz-weißen Erstveröffentlichungen der deutschen Hellboy-Bände nicht nur ihre Kritiker, sondern auch eine eingeschworene Fangemeinde. Denn insbesondere stark kontrastierende Arbeiten wie Mignolas entwickeln in dieser Form einen ganz eigenen Charme. Selbstredend bieten sich die pechschwarzen Aliens, deren Tarnung meist nur von Lichtreflexionen auf ihren spiegelglatten Oberflächen verraten wird einen hervorragenden Spielplatz für diese Spielart des Comics. Auch wenn es in der Vergangenheit durchaus farblose Comic-Veröffentlichungen gab, die vor allem die Produktionskosten senken sollte, etwa bei frühen Lustigen Taschenbüchern, wirkt der limitierte, großformatige Band extrem edel und bewusst reduziert.

In den letzten Jahrzehnten ist ursprünglich im amerikanischem Dark Horse Verlag eine gewaltige Menge an „Alien“-Comics erschienen, die wie viele Lizenzprodukte mit einer stark schwankenden, Qualität zu kämpfen hatte. Schließlich investiert man als Verlag ja bereits in eine teure Lizenz, was das Budget für Künstler und Autoren im jeweiligen Projekt zusätzlich verknappt.

Die im „Alien Classic Omnibus“ versammelten Geschichten sind jedoch eine exzellente Auslese großartiger, repräsentativer Alien-Stories, die gelegentliche Einbrüche im narrativen Bereich mit einem unschlagbarem Arsenal hervorragender Künstler und einer erdrückenden Menge umwerfender Bilder mehr als ausgleichen. Ein Pflichtkauf für jeden Alien-Fan, der außerdem einen Platz in der Motiv-Bibliothek jedes Tattoo-Studios verdient hat, das etwas auf sich hält. Wer hätte schon nicht gern eine Mignola-Alienqueen auf der Stirn?


ALIEN Classic Omnibus
Diverse Autoren & Künstler
500 Seiten
Hardcover (Limitiert auf 999 Stk.)
50,00 Euro
ERSCHIENEN BEI CROSS CULT