Wer US-Helden-Comics mag, dem muss man nicht erklären, wer der „Punisher“ ist. Während 2008 das Marvel-Filmuniversum mit „Iron Man“ seinen bis heute anhaltenden Siegeszug an den Kinokassen begann, erschien mit „Punisher: Warzone“ bereits die DRITTE (!) Hollywood-Verfilmung des Mannes mit dem Schädel auf der Brust. Als traumatisierter Kriegsveteran, der als einziges Mitglied der eigenen Familie den Kugelhagel eines eskalierenden Bandenkrieges überlebt, konnte man die Bronson und Eastwood gewohnte Generation unserer Väter eben leichter überzeugen, als mit Gammastrahlen-Monstern oder Robo-Tuner-Milliardären. Man mochte bodenständige, klassische Gewalt.

Wenn wir von Filmen sprechen, dann wird Zuschauern der Punisher-Kinoversion von 2004 mit Thomas Jane und John Travolta ein großer Unterschied zu seinen Bildschirmkollegen, inklusive der aktuellen, von „Walking Dead“-Star Jon Bernthal verkörperten Netflix-Version aufgefallen sein: Der Humor. Franks Nachbarn „Spacker Dave“ oder „Mister Bumpo“ entspringen genau wie „der Russe“ unmittelbar dem hier als vollständiger Sammelband vorliegendem, wegweisendem Punisher-Debut von Garth Ennis, dem Schöpfer von Kultreihen wie „Preacher“ oder „The Boys“.

Der erprobte Humor des Iren funktionierte schon zuvor ganz hervorragend mit expliziter Gewalt und dem leider viel zu früh verstorbenem Zeichner Steve Dillon, der abgesehen von einer etwas limitierten Palette an unterschiedlichen Gesichtszügen mit seinem markanten Stil immer ganz hervorragend die zynischen Überzeichnungen seines Autoren und Freundes zu unterstreichen wusste. Die beiden öffneten im Jahr 2000 mit „Frank ist zurück“ die Welt des Punishers und auch die stark verkrustete Vision, die der Verlag von seiner Figur hatte. Statt weiterer, nicht enden wollender Mafia-Kleinkriege, hier und da oft ungeschickt unterbrochen durch einen Farbklecks, den ein oft deplatziert wirkender Heldenkollege einbringen durfte, konnte es nun endlich bizarre Super-Mafiosi und Robo-Russen geben, durften endlich buchstäblich die Fetzen fliegen und konnte sich Frank Castle den Siebziger-Staub aus dem Mantel klopfen.

„Frank ist zurück“ ist haarsträubend lustig und platzt vor Action und radikalen Ideen aus allen Nähten. Und ohne sich dabei der Lächerlichkeit preiszugeben, findet die Story dabei auch immer wieder Platz für die gebrochenen, melancholischen Moment, die auch vor dieser bezeichnenden Kehrtwende fest zur Figur gehört haben. Einer der wichtigsten modernen Marvel-Comics, die bis heute wichtigste Punisher-Story, die hervorragend für sich allein steht und so auch von bislang völlig unerfahrenen Comic-Lesern in vollen Zügen genossen werden kann. Langjährige Marvel-Fans haben hoffentlich ohnehin bereits ein Exemplar im Regal stehen. Pflichtprogramm. Ernsthaft.


PUNISHER: Frank ist zurück
Autor: Garth Ennis
Künstler: Steve Dillon
280 Seiten
Softcover
24,99 Euro
Erschienen bei PANINI


Trailer zur Punisher-Netflix-Serie:

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Trailer zum von Ennis inspiriertem Punisher-Film von 2004

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