Der Lesestapel ist eine neue Rubrik auf DeinAntiHeld.de, die einen Überblick über eine Reihe von Büchern aus einem bestimmten Themengebiet wie z.B. einem bestimmten Genre oder einem besonderen Superhelden bieten soll, die ich in diesem Wissen mit nur kurzen Pausen dazwischen gelesen habe. Eine Ergänzung zu den klassische, ausführlichen Rezensionen, bei der es nicht um eine Rangfolge gehen soll, sondern darum, aus einem „Stapel“ Comics den- oder diejenigen herauszufinden, die für den persönlichen Geschmack des Lesers am interessantesten sind. Viel Spaß!

DRAGON BALL SUPER (Bislang 3 Bände bei CARLSEN)

Wohl kaum ein Franchise im Bereich der japanischen Manga und Anime erfreut sich einer derart langlebigen und gewaltigen Popularität wie Akira Toriyamas buntes Abenteuer-Epos „Dragon Ball“. Bei „Dragon Ball Super“ dreht man nun den Spieß um und liefert, genau umgekehrt als bei der Ursprungsreihe nun eine lesbare Version der zuerst als Animé erschienenen neuen Geschichten. „Neu“ ist dabei relativ zu verstehen, denn etwa das erste Viertel der bislang rund 120 Episoden erzählt in leicht abgewandelter und ausführlicher Form zunächst die Handlung der beiden „Dragon Ball Z“-Spielfilme „Kampf der Götter“ und „Resurrection F“ wobei auf die zweite Saga in der nun vorliegenden Manga-Umsetzung wieder verzichtet wurde. Crazy. Was ein wenig konfus klingt reiht sich aber mit viel Witz und einer sehr stilsicheren, wenn auch deutlich cleaneren und digitaler wirkenden Imitation des legendären Zeichenstils von Toriyama hervorragend in die bislang erschienenen Manga-Taschenbücher ein. Auch was die Gestaltung der Buchrücken angeht. Gott beziehungsweise Carlsen sei Dank.

Langjährige und begeisterte Leser sollten sich aber auch darauf einstellen, dass „Dragon Ball Super“ radikal mit einem großen Kritikpunkt der Reihe aufräumt. Langwierige, epische Schlachten sind hier deutlich kürzer gefasst, generell ist das Tempo der Handlung deutlich angezogen. Das sollte jeder Interessent mal testen und mit seinen Lesegewohnheiten vergleichen, denn Humor und Präsentation sind vielleicht nicht auf dem gewohnt meisterlichen, aber dennoch sehr hohen Niveau.

Deutscher Trailer:

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THE RISING OF THE SHIELD HERO (Bislang 3 Bände bei TOKYOPOP)

Naofumi wird auf mysteriöse Weise in eine generische Fantasy-Rollenspiel-Welt katapultiert, wo er nun als einer der legendären Helden ein Verteidiger des Reiches sein und eine der sagenumwobenen Waffen führen soll. Doof nur, dass es sich ausgerechnet bei seiner Waffe um einen Schild handelt, mit dem er keine Gegner besiegen und so auch keine Erfahrungspunkte sammeln kann. Dass er gleich nach seiner Ankunft Opfer einer gemeinen Intrige wird, die ihn zu Unrecht als Triebtäter brandmarkt verbessert Naofumis Situation auch nicht gerade. So fügt sich der Junge zumindest oberflächlich in die ihm auferlegte Schurkenrolle, legt sich eine Sklavin zu, die fortan für ihn kämpft und arbeitet an Level-Ups für seinen Schild und seinen Ruf.

The Rising of the Shield Hero“ glänzt mit ausdrucksstarken Charakteren und geht dafür aufwändigen Hintergründen meist aus dem Weg. Die Stärke der auf einem in Japan wohl sehr populärem Fantasyroman basierenden Manga-Reihe sind in jedem Fall das geschickte und witzige Spiel mit Stereotypen und Rollenerwartungen. Der Manga belohnt Freunde von Spielereihen wie „Final Fantasy“ oder „Dragon Quest“ mit zahlreichen Anspielungen auf markante Gegner und Situationen. Trotz des immer präsenten Humors ist die Serie aber keine kalauernde Parodie, sondern auch eine wirklich schöne Erzählung über Aufrichtigkeit und Freundschaft.

Französischer Trailer:

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SMOKIN‘ PARADE (Bislang 3 Bände bei TOKYOPOP)

Die „Smokin’ Parade“ ist eine kettenrauchende Söldnertruppe, die Jagd auf „Spiders“ macht. Das sind Träger von kybernetischen Prothesen, die außer Kontrolle geraten, auf einmal den überdimensionierten Kopf eines riesigen Stofftieres tragen und überstürzt beginnen, restlos jeden Menschen in ihrem unmittelbaren Umfeld abzuschlachten. Klingt nach Stress? Das ist es auch! „Smokin’ Parade“ sieht herrlich eigenständig aus, mit viel Mut zur Verformung und zu krassen Perspektiven. Dabei brennt die für junge Leser doch deutlich zu schroffe Story ein beeindruckendes Actionfeuerwerk ab, mit jeder Menge fliegenden Kugeln, Gliedmaßen und leicht bis nicht bekleideten Körpern.

So lieb man „Smokin’ Parade“ mit seinem anarchisch-rotzigem Holzhammer auch haben will: Es ist einfach so extrem laut, grell und dynamisch, dass man selbst als versierter Leser schnell den Faden bei der eigentlich so herrlich grotesken und überzogenen Story verliert. Ein paar Atempausen und Erklärungen mehr hätten dem lesbaren Knallbonbon sicher gut getan! Insbesondere Lesern, die Freude an hysterischer Präsentation und markiger Attitude haben, kann man die bislang drei Bände aber durchaus empfehlen. Wer unsicher ist, wirft eben erstmal einen Blick beim Comichändler seines Vertrauens in eines der Bücher.

Französischer Trailer:

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INNOCENT (Bislang 3 Bände bei TOKYOPOP)

Ein Manga über Charles Henri Sanson, den Scharfrichter der franzöischen Revolution klingt zunächst vielleicht ein wenig nach trockenem Geschichtsunterricht. Was sich hinter den elegant anmutenden, überformatigen Taschenbüchern verbirgt ist aber gewaltig. All die Dekadenz, Unmenschlichkeit und Kälte dieser vordergründig so prunkvollen aber eigentlich so gewalttätigen und schockierenden Epoche haben ihren Weg in die unanständig detaillierten Schwarzweißzeichnungen gewonnen. Unzählige feine, oft an kunstvolle Kupferstiche erinnernde Tuschelinien erzählen in rauschhaften Bildern das tragisch zerrissene Schicksal der historischen Figur.

Da „Innocent“ so untypisch und aufwändig daherkommt, sollten unbedingt auch hartgesottene Manga-Muffel einen Blick in die mit Blut und Intrigen getränkte Revolutions-Oper werfen. Eine der ganz großen Comic-Überraschungen in diesem Jahr, deren Start ich bereits mit einem ausführlichem Artikel bedacht habe. Umso erfreulicher, dass die Reihe auch nach dem dritten Band nichts von ihrer Faszination und Intensität eingebüßt hat. Bleibt zu hoffen, dass auch die buchstäbliche „Schwesternserie“ namens „Innocent Rouge“ ihren Weg nach Deutschland finden wird. Sonst muss ich japanisch lernen und ich hab doch immer so wenig Zeit.

Japanischer Trailer zur Nachfolgeserie „INNOCENT ROUGE“

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ATTACK ON TITAN ANTHOLOGIE (1 Band bei CARLSEN)

Da so ein „Lesestapel“-Special durchaus auch einen Ausreißer bieten darf, schließen wir unseren kleinen Manga-Überblick heute mit einer großformatigen, vollfarbigen Comic-Anthologie. „Attack on Titan“ ist das ganz, ganz heiße Zeug aus Japan, eine der ganz großen, gefeierten und mit zahllosen Ablegern bedachten Serien in einer von menschenfressenden Monster-Riesen bedrohtem Welt. Teilweise inmitten der bestehenden Erzählstränge, teilweise aber auch auf eigens geschaffenen, neuen Story-Inseln erzählen nun Comic-Künstler anderer Kulturen ihre Interpretation der ganz offensichtlich längst noch nicht ausgereizten Themenwelt.

In teils parodistisch-lustigen, teils bedrückenden und bedrohlichen Settings schicken nun also Comic-Stars wie Babs Tarr (Batgirl) oder Scott Snyder (Batman) in durchgängig großartigen Kurzgeschichten die titanischen Fressmaschinen auf Menschenjagd. Trotz des dichten Verfolgerfeldes weiß die Redaktion aber sicher, wieso es wichtig war die visuell einfach nur atemberaubende Episode der Hanuka-Brüder Tomer und Asaf (u.A. „The Divine“) an die letzte Position der Anthologie zu setzen – Alles was nach diesem Feuerwerk käme könnte den Erwartungen einfach nicht mehr gerecht werden.

Übrigens profitieren erfahrene „Attack on Titan“-Lesern zwar in Detailfragen von ihrem angeeignetem Vorwissen, der Band ist aber auch Bedingungslos jedem Interessenten zu empfehlen, der bislang überhaupt keine Berührungspunkte mit dem Phänomen hatte. Schade ist eigentlich nur, dass es nicht zu einer Zusammenarbeit mit dem genialen Team hinter dem bitterbösen Comic-Juwel „Petit“ gekommen ist…

Englischer Trailer:

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