Bald ist es soweit und das Herzstück aus Mark Millars reichhaltiger Schatztruhe von pfiffigen, bluttriefenden, zynischen und kontroversen Comic-Juwelen wird endlich fortgesetzt. Witzig, dass all die ultrakonservativen Comic-Nerds auf den Social-Media-Seiten von amerikanischen Portalen wie „Bleeding Cool“ oder „Comic Book Ressources“ nun genau dem Mann falsche „political correctness“ vorwerfen, in dessen Werk der größte Kritikpunkt immer die Abwesenheit genau dieser war.

Ob „Kick-Ass“ nun in Zukunft eine Dame mit afrikanischen Wurzeln, ein transsexueller Kugelstoßer aus Nepal oder ein laktoseintolleranter Cockerspaniel wird, das ist dabei eigentlich ziemlich egal. Man kann sich bereits sicher sein, dass Millar seinen Kreuzzug auf der Grenzmauer des guten Geschmacks unbeirrt fortsetzen wird. Das hat ihm in der Vergangenheit nicht nur zu vielen treuen Fans verholfen, sondern auch zu für einen Comic-Künstler erstaunlich lukrativen Deals, wie zuletzt die Lizenzvergabe seiner Schöpfungen an Streaming-Riese Netflix.

Wer nach dieser ausführlichen Einleitung noch immer nur Bahnhof versteht, kann vom Glück sagen, dass mit „Kick-Ass Runde 2“ alle bisherigen Abenteuer rund um den Selfmade-Superhelden im grünen Taucheranzug und seine soziopathische Teenager-Gefährtin vollständig in hübschen und fair bepreisten Hardcover-Bänden vorliegt. Nach dem im Rahmen der Millar-Collection erschienenen ersten Band, der die Mini-Serien „Kick-Ass 1 & 2“ enthielt, dürfen wir nun mit „Hit-Girl“, dem quasi „zweieinhalbten“ Kapitel und „Kick-Ass 3“ das furiose Finale der ultrabrutalen Heldenpersiflage erneut durchschmökern. Wer Millars illustren Figuren bislang nur auf der Kinoleinwand oder dem heimischen Fernseher begegnet ist, dem sind einige der brüllkomischen Szenen aus „Hit-Girl“ bereits im zweiten „Kick-Ass“-Film begegnet.

Dabei stellen sich erstaunlicher Weise keinerlei Ermüdungserscheinungen ein. Beide Stories bieten einfach mehr von genau dem wohlschmeckendem Cocktail aus nerdig-selbstironischem Fanservice und haarsträubend überzogener Action, die der Serie von Anfang an zu ihrem verdienten und beispiellosen Erfolg verhalfen. Mit John Romita Jr. ist der Sohn des Mannes für die oft unappetitlichen Bilder zuständig, der neben Steve Ditko wohl einer der wichtigsten „Spider-Man“-Künstler überhaupt war. Erfreulicher Weise tritt er dabei nicht einfach das Erbe seines Herrn Papa an, sondern begeistert mit seinem eigenwilligen, bewusst etwas zittrigem und deformiertem Look, der zur schroffen Welt von „Kick-Ass“ passt, wie der Schlagstock aufs Jochbein.

Selbst wenn man aus unerfindlichen Gründen die Millar-Collection nicht sammeln möchte: Die beiden „Kick-Ass“-Bände sind absolutes Pflichtprogramm für Comic-Freunde, die Blut sehen können und mit knapp sechzig Euro in dieser Form sogar wahrnehmbar günstiger, als die teilweise vergriffenen Paperback-Sammelbände der vier Mini-Serien.


KICK-ASS RUNDE 2 (Mark Millar Collection 5)
Autor: Mark Millar
Künstler: John Romita Jr.
364 Seiten
Hardcover
29,99 Euro
ERSCHIENEN BEI PANINI COMICS DEUTSCHLAND