Die Zukunft. Ein Bündnis aller bösartigen Superwesen hat Amerika in Schutt und Asche gelegt und beherrscht nun grausam die Überlebenden. Die meisten Helden mussten in dieser letzten Schlacht ihr Leben lassen. Einige wenige überlebten schwer verletzt und kampfunfähig, oder flüchteten ins Exil.

So wie Logan. Die letzte Schlacht hat aus ihm einen müden, gebrochenen Mann gemacht. Der Held, den man einst Wolverine nannte hat jeglicher Gewalt endgültig abgeschworen und lebt mit seiner Familie auf einer kleinen Farm in Kalifornien. Es wäre ein schönes, bescheidenes Leben – Wenn Kalifornien nicht den Hulks gehören würde. Der grünhäutige Klan aus inzestiösen und sadistischen Schlägern verlangt eine Menge Miete für Logans Land. Der Tag vor dem sich Logans Familie am meisten fürchtete ist gekommen – Sie können die Miete nicht bezahlen.

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Ohne ein Miene zu verziehen lässt Logan sich brutal von den Hulks zusammenschlagen und versucht sich seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen. Nächsten Monat soll er nun das doppelte bezahlen. Da käme es eigentlich gerade Recht, dass ein alter Freund vorbeischaut, der sich seinen Lebensunterhalt in dieser neuen Welt nicht mehr als Held, sondern als Drogenkurier verdient. Ex-Avenger Clint Barton, früher besser bekannt als Hawkeye.

Logan erkärt sich bereit Barton auf seinen nächsten Botengang zu begleiten. Allerdings nur unter großem Protest und unter der Bedingung, dass er an seinem Schwur festhält nie wieder jemandem Gewalt anzutun.

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Was auf den nächsten Seiten folgt ist einer der besten Superhelden-Comics aller Zeiten. Angelegt als dreckiger Rachewestern in bester Tradition von Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ ist „Old Man Logan“ eine düstere Abenteuerreise, die trotz Logans Schwur nicht an sehr harter Gewalt spart. Man braucht keine Kenntnis des Marvel Universums um sehr viel Spaß mit diesem Buch zu haben. Aber selbst wenn man noch nie ein Marvel-Comic gelesen hat, dafür aber einige der Kinofilme geschaut hat offenbart sich der wahre Spaß am Konzept. Man begegnet unzähligen Helden und Schurken aus anderen Marvel-Stories deren Schicksal oft grotesk komische Wendungen genommen hat. „Old Man Logan“ ist für sich schon ein großartiges Buch. Je mehr Marvel-Charaktere man aber kennt, um so besser wird es.

Was jedem Leser bleibt sind die vielen brennenden Fragen, die Mark Millars (Kick Ass, Jupiter’s Legacy, Kingsman) Geschichte von Anfang an aufwirft – Wer ist der mysteriöse Präsident? Was ist Wolverine schreckliches geschehen, dass seinen unbändigen Kampfeswillen gebrochen hat? Was genau hat Hawkeye wirklich vor? Und schaffen sie es überhaupt rechtzeitig zurück zu Logans Familie?

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Die größte Stärke von „Old Man Logan“ liegt in seiner exzellenten Optik. Steve McNiven ist wahrscheinlich einer der ausdruckstärksten Comiczeichner, die es gibt. Ohne die charakteristischen Tuschlinien wären seine Bildern annähernd fotorealistisch, was in Verbindung mit vielen fantastischen Gestalten Millars Endzeitdrama wie einen Big-Budget-Hollywood-Film aussehen lässt. Überhaupt wär es für einen Drehbuchautoren und einen Regisseur leichtes Spiel einen fantastischen Film aus der Vorlage zu machen – Dafür ist Autor Mark Millar bekannt.

Da in „X-Men – Days of Future Past“ bereits alternative Zeitlinien in die X-Men-Filme eingeführt wurden und Wolverine-Schauspieler Hugh Jackman in Interviews mehrfach Andeutungen machte, es gäbe Überlegungen eine Story mit einem stark gealterten Logan zu verfilmen, bleibt die Hoffnung, dass eines der besten Marvel-Comics auch einer der besten Marvel-Filme werden könnte.

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„Old Man Logan“ erschien im US-Original 2008 als Story-Zyklus ab Ausgabe 66 der monatlichen Wolverine-Comics. Panini bietet ein deutsch übersetztes Paperback und ein Hardcover als Komplettausgabe an. In der „Offiziellen Marvel-Comic-Sammlung“-Hardcoverreihe von Hachette erschien „Wolverine – Old Man Logan“ in Ausgabe 56, ebenfalls in deutscher Sprache.

Rezensionsmuster – Privatarchiv (Hachette/Panini, Hardcover)

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