England, Anfang des 20. Jahrhunderts. Professor Challenger wirbelt die Welt der Wissenschaft mit einer gewagten Evolutionstheorie auf. Seiner Überzeugun nach sind einige prähistorische Spezies nie ausgestorben, sondern leben noch heute, verborgen vor der Zivilisation in einem abgelegenen Winkel Südamerikas. Gemeinsam mit seinem skeptischen Rivalen Professor Summerlee, dem Journalisten Malone, dem Abenteurer Lord Roxton und dem einheimischen Führer Pablo bildet Challenger eine Expedition um seine These ein für alle Mal zu belegen. Gemeinsam machen sich die ungleichen Gefährten auf die beschwerliche Suche nach der vergessenen Welt.

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Das nun vorliegende Hardcover ist die Adaption des gleichnamigen Abenteuerbuch-Klassikers von Sir Arthur Conan Doyle, der auch den legendären Sherlock Holmes erfand. Und sehr klassisch ist auch die Erzählweise und das Tempo von Christophe Becs moderner Comic-Fassung dieser Abenteuerreise. Der erste Band lässt sich viel Zeit die Charaktere der Reisegruppe und ihrer Verhältnisse zueinander auszuformulieren. Das gelingt sehr gut, insbesondere die Spannung zwischen dem arroganten Großwildjäger Roxton und dem verunsicherten Jungjournalisten Malone sowie den beiden rivalisierenden Wissenschaftlern ist jederzeit spürbar. Auf einige wenige Dinosaurier trifft der Leser erst ganz am Ende der 56 Seiten.

Eine solche Expedition vor über 100 Jahren, ohne Satellitentelefon, Hubschrauber und elektronische Navigation durchzuführen war ein riskantes Unterfangen. Das Abenteuer, die Gefahr in „Vergessene Welt“ geht also nicht nur davon aus, möglicherweise spektakulär von einem Urzeitbewohner vertilgt zu werden. Der dichte Dschungel, Giftschlangen, steile Hänge und tiefe Kluften leisten bereits ganze Arbeit dabei, die Reisegruppe immer wieder in Gefahr zu bringen.

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Mein persönlicher Höhepunkt bei der Lektüre des ersten von drei Bänden waren ganz klar die großartigen Landschaftsbilder des Künstlerduos Fabrizio Faina und Mauro Salvatori. Diese sind – wie in Comicbüchern üblich – deutlich reduziert, was Zeichnungen und Farbverläufe angeht. Aber diese für sich allein stark reduzierten Elemente geben die Essenz der Landschaften so genial wieder, dass die kompletten Panoramen immer extrem opulent und detailliert wirken. Ich habe mich oft dabei ertappt, wie ich mich auf der Suche nach Details in diesen Bildern verloren habe. Nur um festzustellen, dass eigentlich ziemlich wenige vorhanden sind, allerdings perfekt aufeinander abgestimmt.

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„Vergessene Welt“ liefert keine schweißtreibende Hochglanz-Action im Sinne eines „Jurassic World“. Das will und muss es aber auch überhaupt nicht. Wer an einem verregneten Sonntag morgen schonmal eine steinalte Jules-Verne-Verfilmung gesehen hat, oder den Charme und die Anziehungskraft von Abenteuerklassikern wie Moby Dick, Tarzan oder eben Doyles vergessener Welt nachvollziehen kann, der weiß was auch diesen Comicband ausmacht. Ich empfehle einen dieser verregneten Sonntag Vormittage abzuwarten und eine Tasse Tee neben dem Lesesessel bereitzustellen. Die perfekten Voraussetzungen um die „Vergessene Welt“ so zu genießen, wie sie gedacht ist.

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  • Autor- Christophe Bec
  • Zeichner – Fabrizio Faina, Mauro Salvatori
  • Einband – Hardcover
  • 56 Seiten
  • Band 1 von 3
  • ISBN – 978-3-95839-024-9
  • Erschienen am 01.02.2015

Rezensionsmuster – Hardcover – Zur Verfügung gestellt von Splitter – Herzlichen Dank!