Das große Crossover-Event, dass die Storylines von Prometheus, Aliens und Predator miteinander verbinden soll geht bei Cross Cult in die zweite Runde. Statt langweiliger Fließbandware um die Marke zu melken erwartet uns aber einmal mehr richtig guter, opulent inszenierter Sci-Fi-Horror.

Wir schreiben das Jahr 2179. Eine Gruppe interplanetarer Kolonisten flieht vor feindseligen, außerirdischen Kreaturen auf den vermeintlich toten und unbewohnbaren Nachbarmond LV-223, der Bereits die Bühne für den Film „Prometheus – Dunkle Zeichen“ und den ersten Band von „Feuer und Stein“ bot. Um nicht mit ihnen zurückgelassen zu werden unterschlägt Ingenieur Nolan Cale, dass sich einige der Xenomorphe in einem Frachtcontainer ihres Fluchtschiffes versteckt haben.

Nach der Ankunft erwarten die Überlebenden gleich zwei Überraschungen. Zum einen verfügt LV-223 entgegen ihren Aufzeichnungen und Erwartungen über eine Atmoshphäre, die sie atmen können. Und sogar über (wenn auch nicht sonderlich schmackhafte) essbare Flora und Fauna. Terraforming-Experte Derrick Russel ist trotz der aussichtslosen Situation der Schiffbrüchigen begeistert. Auf diesem Planeten hat in den letzten 80 Jahren ein Ausmaß an Evolution stattgefunden, dass unter normalen Vorraussetzungen Millionen von Jahren hätte brauchen müssen. Offenbar hat diese rasend schnelle Entwicklung mit einem schwarzen Schleim zu tun, der nicht nur den Planeten sondern auch alles Leben auf ihm bei Berührung verändert.

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Trotz aller Querbezüge zum ersten Band von „Feuer und Stein“ und der Filmvorlage „Prometheus“ bietet „Feuer und Stein – Aliens“ vor allem genau die beklemmende Action, die Fans der außerirdischen Meuchelmörder sich von neuem Material aus dem Dark Horse – Verlag erhofft haben. Die Bedrohung durch die reptilienartigen, gespenstischen Erscheinungen ist allgegenwärtig und die Panik und Ausweglosikeit der verbliebenen Kolonisten jederzeit spürbar.

Das Besondere an Chris Robersons Story ist aber der Abenteuercharakter. Manchmal vergisst man als Leser regelrecht, dass sich die Handlung von „Feuer und Stein“ in einer fernen, hochtechnisierten Zukunft ereignet. Denn der (Raum-)Schiffbruch in einer fremden, wilden Welt voller tödlicher Kreaturen transportiert eher das Feeling eines klassischen Abenteuerromans wie „Robinson Crusoe“ von Daniel Dafoe.

Diesen Kunstgriff verdichtet Roberson auf großartige Weise durch Hauptakteur Derrick, der sich immer mehr von der Gruppe distanziert, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen. Die Verwandlung vom zivilisierten, modernen Mann in einen besessenen, kauzigen Einsiedler gehört zu den besten Charakterentwicklungen, die ich bis jetzt in einem Comicbuch bestaunen durfte. Mein persönliches Highlight ist dabei die Beziehung, die Derrick zur kugelförmigen Sonde „Rover“ aufbaut – Eine ganz offene, liebevolle Verbeugung vor Tom Hanks in „Castaway – Verschollen“ und seinem Volleyball Wilson, der ihn vor Einsamkeit und Wahnsinn bewahrt.

Wie schon „Feuer und Stein Bd.1 – Prometheus“ hat Dark Horse auch im zweiten Teil des Crossovers peinlich genau auf die künstlerische Besetzung geachtet. Hochmodernes, sichtbar digital koloriertes Artwork hätte die zwar in der Zukunft spielende aber vom Design her klar in den Siebzigern und Achtzigern verwurzelte Welt blutleer und kalt erscheinen lassen. Mit Patric Reynolds (u.A. Abe Sapien) hat man erneut einen Künstler gefunden, der „Feuer und Stein“ einen zeitlosen, kunstvollen Look verleiht. Sein grober Strich und erdige Farbgebung mit wenig Abstufung stilisieren fotorealistische Bilder zu ausdrucksstarken Kunstwerken.

Wieder bleiben viele Fragen, insbesondere was den mutagenen, schwarzen Schleim und die Architekten aus Prometheus angeht offen. Man darf gespannt sein, was die nächsten zwei Bände des großartigen Science-Fiction-Crossovers für die nach Informationen lechzenden Fans noch bereithalten mag…

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, kann bis zum 01.08.2015 sein Glück in meinem neuen Gewinnspiel versuchen!

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  • Autor – Chris Roberson
  • Zeichner – Patric Reynolds
  • Erscheinungsdatum – 13.07.2015
  • Format – 17x26cm, Paperback, 4farbig
  • 114 Seiten
  • Preis – 14,80 
  • Genre: Science-Fiction
  • ISBN 978-3-86425-681-3