Der zweite Band von Christophe Becs Comicversion des Literaturklassikers „The Lost World“ ist endlich da. Mit viel Charme und Qualitäten, die mir beim ersten Band schon viel Spaß gemacht haben. Trotzdem gibt es auch ein weinendes Auge, wenn ich über „Vergessene Welt Bd.2“ nachdenke. Weshalb erfahrt ihr im neuen Review!

Wir erinnern uns – Der abenteuerlustige Wissenschaftler Challenger hat sich mit einer abstrusen Behauptung zum Gespött der wissenschaftlichen Welt gemacht. Angeblich soll es in Südamerika ein verborgenes Gebiet geben, in dem es noch immer prähistorische Lebewesen gibt, unbemerkt und unbeeinflusst von unserer Zivilisation. Challenger fordert seinen größten Kritiker, den konservativen Professor Summerlee heraus ihn auf eine Expedition zu begleiten, um die Existenz dieser verlorenen Welt zu beweisen.

Im zweiten Band ist die Gruppe um die beiden rivalisierenden Wissenschaftler, Abenteurer Roxton, Journalist Malone und den eingeborenen Pablo nun endlich im Tal der Dinosaurier angekommen. Bei der Erkundung der von der Gruppe „White Map“ getauften Hochebene wird Summerlee von angreifenden Flugsauriern schwer verletzt – Sollte dies bereits das Ende der Reise sein…?

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Erneut ist es Christophe Bec vortrefflich gelungen den Charme klassischer Abenteuerromane perfekt in das Medium Comic zu übersetzen. Wieder helfen die bewusst und passender Weise recht statisch gestalteten Bildern und die ausführlich beschreibenden, an Hörspiele erinnernden Dialoge daran. Aus dem Kontext gerissen mag das unfreiwillig komisch wirken, im Lesefluss und Gesamteindruck schafft das genau die Atmosphäre, die den ersten Band von „Vergessene Welt“ bereits so besonders gemacht hat. Dieses Gefühl nicht ein modernes Comicbuch zu lesen, sondern ein bebildertes, altes Abenteuer-Hörspiel oder eine Jules-Verne-Verfilmung aus den Fünfzigern vor sich zu haben. Leider haben die neuen Koloristen Andrea Scopetta und die „Digikore Studios“ diesen Ansatz wenn man mich fragt nicht wirklich verstanden. Ihre handwerklich absolut einwandfreie Arbeit trübt für mich den herrlichen Retro-Eindruck deutlich und sieht viel zu modern aus. Schade – Mauro Salvarori hatte im ersten Band die Zeitreise seiner Kollegen perfekt ergänzt.

Was Handlung und Erzähltempo angeht nimmt das Urzeit-Abenteuer in seiner zweiten Runde deutlich an Fahrt auf, ohne dabei unangemessen hektisch oder modern zu geraten. Trotz reichlich der im ersten Band noch schmerzlich vermisster Riesenechsen und der dramatischen Verletzung von Professor Summerlee lässt sich Bec auch noch genügend Zeit für die Ausarbeitung seine Charaktere. Oder besser für seinen Charakter, denn dieses Mal liegt der erzählerische Fokus ganz klar auf Journalist Malone und seiner persönlichen Motivation für die Expedition. Obwohl mir seine Rückblicke gut gefallen haben und dramatisch absolut Sinn machen, würde ich mir für das Finale wieder deutlich mehr Aufmerksamkeit bei Challenger, Pablo und Roxton wünschen.

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Insgesamt bleibt zu sagen, dass der zweite Band von „Vergessene Welt“ die klassische Abenteuererzählung würdig fortführt und die großartige Atmosphäre des Serienstarts wieder gekonnt transportiert. Durch die wesentlich dynamischere Handlung des Mittelteils der Geschichte, die teilweise arg modern geratene Kolorierung und auch durch den sparsameren Einsatz der großartigen Landschaftsbilder geht leider ein gutes Stück des Charmes der Reihe verloren. Davon hat sie allerdings so viel, dass die Lektüre trotz allem eine unterhaltsame und charaktervolle Zeitreise bleibt. Wenn man das Niveau des zweiten Bandes hält, wird „Vergessene Welt“ unterm Strich ein atmosphärischer, toll erzählter Abenteuercomic sein. Besinnt man sich mehr auf das extrem konsequente Retro-Feeling des Vorgängers, hat das bevorstehende Finale aber noch weit mehr Potential. Ich bleibe zuversichtlich.

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  • Autor – Christophe Bec
  • Zeichner – Fabrizio Faina, Mauro Salvatori
  • Farben – Andrea Scopetta, Digikore Studios
  • Hardcover
  • 56 Seiten
  • Band 2 von 3
  • Preis – 14,80€
  • ISBN 978-3-95839-025-6
  • Erschienen am 01.08.2015

Rezensionsmuster – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Splitter – Herzlichen Dank!

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