Viele Comics kann man so lesen, als würde man sich einen Film anschauen. Aber es gibt auch sehr visuelle, dialogarme Comics die eher ein Gang durch eine sequentielle Galerie sind. Mit „Polar – Der aus der Kälte kam“ lädt nun genau so ein Exemplar das Scharfschützengewehr durch. Kann Victor Santos (Mice Templar) einen Volltreffer landen, oder scheitert das geistige Kind von Frank Millers „Sin City“ an Ladehemmumgen?

Der „Black Kaiser“ ist der beste, in dem was er tut. Aber das was er tut ist nicht sehr nett. Der berühmteste und berüchtigste aller Auftragskiller ist selbstredend eine permanente Zielscheibe für die ganze Unterwelt aller Kontinente. Potentielle Opfer, konkurrierende Killer und eine geheimnisvolle Organisation namens „Damokles“ wollen den Tod des schweigsamen Problembeseitigers mit der Augenklappe. Nur einer mysteriösen, schlagkräftigen Femme-Fatal gelingt es, den Kaiser zu Fall zu bringen und an „Blood“ den sadistischen Folterer von „Damokles“ auszuliefern…

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Wäre „Polar“ ein Film, dann wäre er wohl eher kunstvolles Kugelbalett im Sil von „Equilibrium“ und nicht das visuell ansprechende, derbe Popcorn-Kino, das Robert Rodriguez aus „Sin City“ gemacht hat. Trotz seiner noch wesentlich dramatischeren Reduzierung im Zeichenstil kann Viktor Santos „Sin City“ als seine… nennen wir es wohlwollend „Inspiration“ nicht verleugnen. Doch Freunde brutaler und dreckiger Gangster-Action sollten sich nicht zu früh freuen. Zwar bedient sich Santos gänzlich ungeniert an der Ästhetik und Präsentation der Noir-Comic-Legende, ist dabei aber deutlich mehr Bourne oder Bond als Marv oder Hartigan.

Die extrem geringe Textdichte sorgt mit schnellen, manchmal fast schematischen Bildsequenzen für ein extrem hohes Erzähltempo. Das bedeutet um „Polar“ genießen und wertschätzen zu können, muss man das bildschöne, querformatige Buch auch entsprechend langsam erforschen und bewundern. Wer Comics eher textlastig und zügig liest, wird für die unter Berücksichtigung von Verarbeitung und Umfang sehr günstigen 16,00€ trotzdem nicht wirklich auf seine Kosten kommen.

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Polar ist ein wirklich todschicker, rasend schneller Ritt, der sich nicht nur hervorragend als Lektüre für kunst- und designbegeisterte Leser, sondern auch als echter Blickfang in jedem Sammlerregal eignet. Wer aber schnelle derbe, möglichst aufwändig gestaltete Action sucht, der sollte sich nochmal umschauen. Jeder Leser der zumindest dazu bereit ist sich auf einen Comicband als Kunstwerk einzulassen, ihn zu bewundern und sich Zeit dafür zu nehmen, der wird die schlichte Schönheit von „Polar“ schnell zu schätzen wissen. Aber vermutlich auch keinen Sangria aus Eimern trinken.

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  • Autor und Künstler – Viktor Santos
  • Seitenzahl –  168
  • Format – Vollfarbiges Hardcover, Querformat
  • Erschienen am 15.9.2015
  • Genre – Action
  • Altersempfehlung des Verlages – 15 Jahre
  • ISBN – 978-3-8420-1336-0

Rezensionsexemplar – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Popcom – Herzlichen Dank!

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