Olivier Perus brutale Fantasy-Saga endet mit ihrem zweiten Band. Kann er auch mit dem neuen Zeichner Giovanni Lorusso den hohen Standard und den zynisch-giftigen Ton des Vorgängers halten?

Viele Jahre vergehen seit der Machtergreifung durch den helläugigen Ork und brillanten Strategen Kil’Tyrson. Die wenigen Elfen und Zwerge, die den großen Krieg überlebten sind ins Exil geflüchtet, während die Menschen ihren Platz zu Füßen ihrer neuen Herren, der Orks akzeptiert haben.

Mit dem Verschwinden alter Feindschaften ziehen jedoch neue Wolken am Horizont der Herrschaft des Kriegsherren auf. Stimmen in seiner Gefolgschaft, allen Voran die seines Magiers Lae’Preshen werden laut. Kil’Tyrsons neuer Weg, jenseits der Traditionen der Orks erzürne die Göttin des Krieges, so heißt es. Und mit den ersten der sechs Plagen beginnt sich eine Prophezeiung zu bewahrheiten, die das Ende von Kil’Tyrsons Herrschaft bedeuten könnte…

Bildschirmfoto 2015-07-15 um 18.53.47

Der wichtigsten Eigenheit seines Ork-Epos bleibt Peru (der Göttin des Krieges sei dank) auch in seinem zweiten Band treu. Es gibt keine Helden, keine Güte, keine Lichtblicke. Die Welt unter Kil’Tyrsons Herrschaft ist geprägt durch Angst, Krieg und Hass. Das sind Dinge, die man sich im richtigen Leben für gewöhnlich bei voller geistige Gesundheit eher nicht wünscht. In einer Fantasy-Story ist diese völlige Abwesenheit von Heldenmut, Liebe und Hoffnung aber eine willkommene Abwechslung.
Sie erlaubt es Zeichner Lorusso sich völlig auf opulente Schlachten, meterweite Blutfontänen und in Trümmern liegende Städte zu konzentrieren. Das ist gut, das kann er und er steht dabei seinem chinesischen Vorgänger Daxiong in nichts nach. Auf diese Weise erschaffen die beiden gemeinsam ein Szenario, dass trotz gradliniger Erfüllung aller Genre-Konventionen immer eigenständig und spannend bleibt.

Bildschirmfoto 2015-07-15 um 18.54.27

Habe ich den ersten Band noch augenzwinkernd „Heavy Metal zum lesen“ genannt ist dem zweiten Band die Metamorphose zum Black Metal geglückt. „Cradle of Filth“ waren der perfekte Soundtrack für die blutgetränkten 48 Seiten voll schwarzer Magie und dunkler Prohezeihungen.

Der Kampf zwischen Religion und Politik, zwischen Tradition und Moderne erreicht natürlich nie auch nur annähernd ein philosophisches Level. Warum auch. Stattdessen liefert er das perfekte Alibi um Kil’Tyrsons Krieg nie zum stumpfen Selbstzweck verkommen zu lassen. Gemeinsam mit dem herrlich zynischem, tiefschwarzem Humor, mit dem die Orks ihre menschlichen Mitstreiter drangsalieren haben Berufsintellektuelle so genug Ausreden. Auch sie dürfen sich nun an der brutalen Action erfreuen, ohne aus dem Buchclub zu fliegen.

„Krieg und Frieden“, der zweite und letzte Band des „Krieg der Orks“ bleibt seiner großartigen Linie treu. Kil’Tyrsons Krieg ist Testosteron-schwangere Brachial-Fantasy jenseits schwülstiger Weichzeichner-Zaubereien. Wer aber moralische, ethische oder politische Bedenken hatte, als er das erste Mal „300“ gesehen oder gelesen hat, der sollte einen großen Bogen um „Krieg der Orks“ machen. Und um meinen Blog! Hau ab! Geh Blümchen Pflücken! Aber zackig!!!

Bildschirmfoto 2015-07-15 um 18.55.33

Rezensionsmuster – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Splitter – Herzlichen Dank!

  • Autor – Olivier Peru
  • Zeichner – Giovanni Lorusso
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 48
  • Band 2 von 2
  • ISBN 978-3-86869-582-3
  • Erschienen am 01.06.2013

IMG_1755