Prag, 2278. Nachdem sich 781 außerirdische Zivilisationen der Erdbevölkerung offenbarten spaltet sich die Menschheit in zwei Lager. Während der größere Teil der Öffentlichkeit zu akzeptieren scheint, nicht mehr allein das Universum zu bevölkern bildet sich parallel ein extremistischer Widerstand. Die sogenannten „Isos“ oder „Isolationisten“ wollen die Menschheit davon abhalten, sich in die „IDA“, die „Interplanetarische Diplomatische Abteilung“ zu integrieren. Ihre gewalttätigen Ausschreitungen gipfeln in einem Bombenattentat auf eine historische, diplomatische Begegnung, bei dem sämtliche Teilnehmer ums Leben kommen.

Diese Tragödie beschert der Menschheit eine äußerst schwierige Ausgangsposition in der interplanetarischen Gemeinschaft. Aber all diesen Widrigkeiten zum Trotz gelingt Kaleb Swany knapp 20 Jahre später das Unglaubliche. Der junge Tscheche und Sohn zweier diplomatischer Opfer des Attentats von Prag wird der erste menschliche Agent der IDA, die von der Raumstation ORBITAL aus operiert.

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Gemeinsam mit Mezoke bildet Kaleb nun ein „Binom“, ein zweiköpfiges Kampfteam. Das ist deshalb etwas ganz Besonderes, weil Mezoke eine Sandjarin ist, Angehärige eines Volkes, das von tiefer Enttäuschung und Ablehnung gegenüber der Menschheit geprägt ist. Dem ungleichen Paar steht die deutsche Pilotin Nina zur Seite, die in einer symbiotischen, telepathischen Verbindung zu ihrem „Nevronom“ Angus steht, ein riesiges Wesen, das der Gruppe als lebendes Raumschiff dient.

Bislang durchlebte die beiden „IDA“-Agenten ganze drei Missionen, die sich auf insgesamt fünf etwas kompliziert nummerierte Bände (1 / 2.1 / 2.2 / 3.1 / 3.2) erstrecken. Die gestalterische und erzählerische Bandbreite dieser Einsätze ist enorm. Von an „Aliens“ oder „Starship Troopers“ orientierten, infizierten Kolonien, über unheimliche Begegnungen mit einem interplanetarischen Nomadenstamm, bis hin zur Konfrontation mit galaktischen Terroristen wird gehaltvolle und vor allem abwechslungsreiche Scifi-Kost geboten.

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Dieses Niveau verlangt aber auch bedingungslose Aufmerksamkeit. Die hoch komplexen, politischen Zusammenhänge des Weltraum-Politthrillers weisen eine hohe Textdichte und wie die reale Politik unzählige Nuancen zwischen Schwarz und Weiß auf. Sie verzweigen den politischen Ansatz der offensichtlichen Inspiration „Star Trek“ in feinste Äderchen. Eine großartige Hilfe dabei, nicht den Überblick in ORBITAL zu verlieren bildet der Spinoff-Band „Orbital Aufzeichnungen 1 – Erste Begegnungen“. Neben von unterschiedlichen Zeichnern (u.A. Miki Montllò) inszenierten, vor der Haupthandlung angesiedelten Kurzgeschichten liefert der Band auch umfassende, exzellent illustrierte Erläuterungen zu den Völkern und Hintergründen der geistreichen Weltraumsaga.

Illustrator Serge Pellé belebt die politischen Gleichnisse von Autor Sylvain Runberg (Millennium) mit lebendigen, stilisierten Figuren, die eine opulente, in ihrer gestalterischen Akribie oft an Zeichner-Legende Moebius erinnernde Galaxie bevölkern. Dabei ist auffällig, dass auch wenn digitale Werkzeuge sicher ihren Anteil am Entstehungsprozess von ORBITAL hatten, Pellé ein Handwerker der alten Schule ist. Weiche Farbstifte und der Mut zu ganz dezenten, menschlichen Ungenauigkeiten an den immer richtigen Stellen verschafft den Abenteuern von Mezoke und Kaleb einen zeitlosen, kunstvollen Look.

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ORBITAL erfordert und verdient gleichermaßen volle Konzentration, um das volle Bouquet zu entfalten und geht weit über die Grenzen leicht konsumierbarer Weltraumballereien hinaus. Sylvain Runbergs ambitionierter Versuch reale, politische Prozesse und die Architektur von Angst, Hass, Gewalt und Propaganda aufzuschlüsseln hat ein beeindruckendes, fiktives Universum hervorgebracht, das mit selbst generierter Sekundärliteratur von einem erstaunlichen Konzeptionsaufwand zeugt. Der erreicht vielleicht nicht die Ausmaße eines „Herrn der Ringe“, zeugt aber von vergleichbarer Leidenschaft und Liebe zum Detail.

Alle fünf Bände von ORBITAL und das Spinoff „Aufzeichnungen 1“ sind bei Splitter erschienen.

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Promo-Videos des französischen Original-Verlags „Éditions Dupuis“:

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  • Orbital 1 – Brüche
  • Autor – Sylvain Runberg
  • Zeichner – Serge Pelle
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 112
  • ISBN 978-3-939823-49-0
  • Orbital 2.1 – Nomaden
  • Autor – Sylvain Runberg
  • Zeichner – Serge Pelle
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 56
  • ISBN 978-3-939823-50-6
  • Orbital 2.2 – Verwüstung
  • Autor – Sylvain Runberg
  • Zeichner – Serge Pelle
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 48
  • ISBN 978-3-86869-109-2
  • Orbital 3.1 – Gerechtigkeit
  • Autor – Sylvain Runberg
  • Zeichner – Serge Pelle
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 48
  • ISBN 978-3-86869-110-8
  • Orbital 3.2 – Widerstand
  • Autor – Sylvain Runberg
  • Zeichner – Serge Pelle
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 48
  • ISBN 978-3-86869-111-5
  • Orbital – Aufzeichnungen 1 – Erste Begegnungen
  • Autor – Sylvain Runberg
  • Zeichner – Serge Pellé, Bannister, Homs, Montlló, Toledano
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 72
  • ISBN – 978-3-86869-688-2