Der MerK Herkules ist ein Nachkomme der „Axiomatikos“, einer Rasse von Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten, entstanden durch die Vermischung mit außerirdischer DNA. Diese rausamen Herrscher zwangen den muskelbepackten und tätowierten Endzeitrocker einst durch eine Art Hypnose seine eigene Familie grausam zu ermorden. Nachdem er die Bestie von Nemea im ersten Band gleichermaßen erfolgreich und effektvoll in ihre Bestandteile zerlegte, soll Herkules nun einen aufständischen Gefangenen in den Kerkern von Lerna für immer zum Schweigen bringen. Im Austausch dafür bietet die Axiomatika „Hera“ Herkules die Seelen seiner Familie…

Mit den „Kerkern von Lerna“ verfolgt die eigenwillige Neuinterpretation der griechischen Heldensage konsequent ihre derben Rocker-Klischees, die der Serie bereits im ersten Band gemeinsam mit Lookys fotorealistischen Artworks ihren hohen Wiedererkennungswert verliehen. Wenn der mürrische MerK hinter einer Stahlmaske mit einer riesigen Hightech-Keule die Tore von Lerna erzittern lässt, während auf der anderen Seite ein Außerirdischer bei seinen Schweißarbeiten nichts davon mitbekommt, weil er AC/DCs „Highway to Hell“ auf voller Lautstärke hört, dann ist das einer der zahlreichen Momente die Splitters „Herkules“ für immer einen Platz in Männerherzen sichert. Mit noch etwas weniger Dialog und dafür umso mehr fantastisch inszenierter Action lässt der zweite Band keinen Zweifel daran, auf welche Art er gefallen möchte.

Für all jene Leser, die sich strikt weigern ihr Gehirn auch mal abzuschalten, obwohl das viel Spaß machen kann werden zahlreiche Anspielungen auf die griechische Mythologie geboten, die Autor Jean-David Movan konsequent mit zeitgenössischen Motiven verwebt. Die bisherige Meisterleistung dieses skurrilen Konzeptes sind dabei sicher die an Anonymous-Aktivisten erinnernden Klon-Krieger von Lerna, deren Auftritt bei genauerer Betrachtung nur eine stark abgewandelte Inszenierung von Herkules und Iolaus legendärem Kampf gegen die monströse Hydra ist.

Trotz all dieser kulturellen Mühen ist „Herkules“ aber vor allem extrem stylische, Testosteron-triefende Brachial-Lektüre mit bombastischer Optik. Und das ist gut so.

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