Im Hinterzimmer einer schäbigen Zahnarztpraxis befindet sich das „Büro“ von Jotaro Fukamachis Detektei „Shark Investigations“. Der Name ist kein Zufall, denn Jotaro verbeißt sich nicht nur gern in schwierige Fälle, sondern durchaus auch mal in den einen oder anderen Ganoven. Wortwörtlich. Statt auf elegante Kampfkunst setzt Jotaro lieber auf sein kräftiges Gebiss, eine Zahnärztin hat er schließlich immer gleich im Nachbarzimmer. Der Mitdreißiger liebt sein zwielichtiges Leben, die Frauen und den Fusel. Aber er vermisst auch seine Familie. Jederzeit könnte er zu seiner Ex-Frau und seiner kleinen Tochter zurückkehren. Alles was die ehemalige Frau Fukamachi dafür verlangt, ist dass Jotaro seinen gefärlichen Job an den Nagel hängt und der Familie endlich Stabilität bietet…

Die insgesamt drei Bände bieten viele, kurzweilige Kriminalfälle unterschiedlichster Gangart. Da gibt es die klamaukige Jagd nach einem verschollenen Picasso, die Jotaro von erruptierendem Durchfall erschwert wird. Mysteriöse Mordserien, verursacht durch die hypnotischen Anrufe eines Fremden. Oder dramatische Thriller-Episoden, in die Jotaros Familie verwickelt wird. Was alle Bände gemeinsam haben sind die oft erstaunlich „unjapanisch“ wirkenden Zeichnungen von Jiro Taniguchi, dem „westlichsten aller Mangaka“, wie der Verlag Schreiber & Leser den nach eigener Aussage stark von Möbius beeinflussten Künstler zurecht nennt. Das ändert aber natürlich nichts daran, dass in Form, Erzählweise und klassischen Stilmitteln wie schwarzweißer Rasterung auch der Tradition entsprochen wird. In Verbindung mit dem stark westlich geprägten Zeichenstil wirkt das aber nicht inkonsequent, sondern hat einen ganz speziellen, optischen Reiz.

Trotz der soliden Zeichnungen, der kunstvoll eingestreuten, verfremdeten Fotografien und trotz Taniguchis großem Talent für humorvollen Ausdruck bleibt im Grunde Autor Natsuo Sekikawa aber der eigentliche Star von „Trouble is my Business“. Liebevolle, fiktive Ermittlungsunterlagen, zeugen davon, wie lebendig und vielseitig Hauptcharakter Jotaro eigentlich ist und bereichern die abwechslungsreichen und kurzweiligen Episoden um viel inhaltliche Tiefe. Der tragikomische Held schwankt dabei ohne je unglaubwürdig zu werden zwischen unverbesserlichem Loser und schneidigem Verbrechensbekämpfer. Seine zahlreichen Charakterschwächen, sein Geiz und seine Triebhaftigkeit unterstehen immer einem strengen, moralischen Kodex.

Die mitlerweile 35 Jahre sind nicht völlig unbemerkt an „Trouble is my Business“ vorüber gegangen. Gewalt ist heutigen Comics viel härter, Sex darf deutlich expliziter sein und auch was Perspektiven und optische Inszenierung angeht darf man sich im Jahre 2015 deutlich verspielter zeigen. Vielleicht macht aber gerade diese dünne Staubschicht einen Teil des nicht zu wiederlegenden Charmes von Jotaro Fukamachis Ermitllungen aus.

Copright © 2015 by Jiro Taniguchi, Natsuo Sekikawa
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