Ein geheimnisvoller Feind zerstört aus seinem Versteck heraus systematisch den guten Ruf und die Existenz jedes einzelnen der „Fantastic Four“. Während Ben „Das Ding“ Grimm wegen Mordes angeklagt und der menschlichen Fackel ihre Kräfte und Rockstarkarriere genommen wurden, trifft es Susan und Reed Richards besonders hart. Sowohl ihre leiblichen, als auch die Ziehkinder werden der Obhut des Staates übergeben, den vermeintlichen kriminellen entzogen. Besonders Sue droht an der Distanz zu ihren geliebten Kindern zu zerbrechen, auch die Beziehung zu ihrem genialen aber oft gefühlskaltem Ehemann leidet enorm unter der Rufmord-Kampagne. Wird es Marvels erster Familie gelingen, sich auf ihre Stärken zu besinnen, durch Zusammenhalt und Aufrichtigkeit das Meer aus Lügen zu überwinden und zurück in ihr altes Leben zu finden?

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, eine derartige Superhelden-Instanz wie die Fantastischen Vier bei ihrem schmerzhaften Niedergang zu beobachten. Natürlich ist das Ende im grenzenlosen Marvel-Universum nie endgültig, doch die leider sehr enttäuschende Resonanz auf den Kino-Neuanfang der kosmischen Familie ist sicher kein gutes Zeichen für die Gunst des Mainstream-Publikums. Wenn ein solches Verlags-Urgestein jedoch tatsächlich in Rente geschickt werden soll, dann muss es natürlich auch gebührend verabschiedet werden. Und dieses wortwörtliche Final-Feuerwerk geizt nicht mit einer rekordverdächtigen Anzahl an Gaststars, darunter zu Unrecht unbeachtete Exoten wie der großartige „Sleepwalker“. Auch wenn die modernen und exzellenten Hochglanz-Artworks sicher auch auf viele neue Leser einladend wirken, sollten sich diese dafür wappnen, viele Zusammenhänge oder Charaktere noch einmal per Suchmaschinen-Recherche näher zu beleuchten, um „Den Langen Abschied“ so zu genießen, wie er eigentlich gedacht ist. Nämlich als Danksagung und Liebeserklärung an all jene Fans, die teilweise bis zu stolze fünfzig Jahre lang ihren Helden in guten wie in schlechten Zeiten die Treue hielten, auch wenn es Sue, Reed, Ben und Johnny nie zu so weitreichender Popularität brachten, wie etwa die Avengers oder Professor Xaviers Mutanten-Schüler.

Inhaltlich und visuell kunstvolle Epiloge schließen einen würdevollen und spannenden, letzten Handlungsbogen ab, der für sich allein kein erzählerisches und dramaturgisches Meisterwerk ist, sich als großartig illustrierter Fan-Service mit vielen vergessen geglaubten Charakteren aber ohnehin deutlich besser macht. Vor allem hinterlässt „Der Lange Abschied“ den Leser in der warmen Gewissheit, dass keine noch so katastrophale Situation die starken Bande einer Familie zerstören kann.

  • Fantastic Four – Der Lange Abschied Bd.3
  • Autor – James Robinson
  • Künstler – Leonard Kirk, Marc Lanning
  • Original-Storys – Fantastic Four 14, Fantastic Four 642-645
  • Softcover
  • 148 Seiten
  • 16,99€
  • Erhältlich bei Panini

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