Der schweigsame Marshall „Sentence“ Sykes ist der Schrecken aller Revolverhelden. Gemeinsam mit dem gleichermaßen schlagkräftigen und heiteren O’Malley sowie dem grimmigen Fährtenleser „Grauer Fuchs“ ist er einer brutalen Bande von Vergewaltigern und Mördern auf der Spur. Der junge Jim konnte dem abscheulichen Verbrechen an seiner verwitweten Mutter nur knapp entkommen und heftet sich nun heimlich an die Fersen der drei Kopfjäger. Sykes weiß, dass seine Gegenwart kein fruchtbarer Boden für ein Kind ist. Doch nun muss er nicht nur die Peiniger der Mutter ihrer gerechten Strafe zuführen, sondern auch seinen jungen Begleiter davor bewahren, in den Strudel des Hasses zu geraten. Denn dort kenn sich „Sentence“ aus, wie in seiner Westentasche…

„Sykes“ ist ein schmutziger, ruppiger Western im Geiste großer Filmklassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „Erbarmungslos“. Trotz dieser schwermütigen, staubigen Kulisse gelingt es Dimitri Armand hervorragend, das Rachedrama immer wieder aufzulockern. Der herrlich verschrobene Kopfgeldjäger-Trupp ist dankbarer Nährboden für gewitzten, situativen Humor und verleiht den Hauptakteuren Charakter und Tiefe. Seine Albträume sind ein hervorragend gewähltes Stilmittel, um dem mysteriösen und verschlossenen Sykes seine Geheimnisse zu entlocken, ohne ihn dabei zu viel Nähe zu einer der anderen Figuren erfahren zu lassen. Besonders eindrucksvoll ist dabei die kurze, an die Schöpfungen von Hellboy-Vater Mike Mignola erinnernde Grusel-Episode in einer verlassenen Villa geraten.

Neben den in der Pop-Kultur noch immer sehr präsenten Themen der Science Fiction, Fantasy und des Horrors waren Western eines der ganz großen Genres der Comic-Kunst. „Sykes“ ist keine Hommage an die oft stark romantisierten und stereotypen „Cowboy & Indianer“-Hefte aus längst vergessenen Tagen, sondern vielmehr eine erfolgreiche und interessante Demonstration der Tatsache, dass gute Charaktere und Erzählung in jedem Genre funktionieren können. Ein rundum gelungener Band, der vermutlich eher einen willkommene Tapetenwechsel für Leser hauptsächlich anderer Genres darstellt, statt nur die Gewohnheiten von Retro-Cowboys zu bedienen. Und das ist gut so.

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