Der Fernseh-Erfolg „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.“ ist nur ein kleines Puzzleteil im multimedialen Mosaik des allgegenwärtigen Marvel-Siegeszugs. Unter Leitung des bereits aus den Kinofilmen bekannten Agent Phil Coulson (Clark Gregg) verteidigt eine Gruppe von Spezialagenten der „Strategische Heimat Interventions-, Einsatz- und Logistik-Division“ die Bewohner unseres Planeten gegen außer Kontrolle geratene Wesen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Neben vereinzelten Gastauftritten von Film-Charakteren wie „Lady Sif“ ist der TV-Ableger aber eher die Bühne für Konflikte kleinerer Dimensionen, anstelle von epischen Schlachten in der „Avengers“-Gewichtsklasse.

Mit den nun bei Panini auf deutsch erscheinenden „S.H.I.E.L.D.“-Comics finden diese eigens für das TV-Format entwickelten Charaktere zurück in die ursprüngliche Comic-Welt, die ihnen als Inspiration diente. Anstatt die Episoden aber stupide in bunte Bilder zu übersetzen, macht man sich in der überraschend vielseitigen und kreativen Reihe all die vielen Möglichkeiten und Figuren zu Nutze, die das Marvel-Repertoire zwar hergibt, aber auf dem Fernsehbildschirm aus Kostengründen nur schwer zu realisieren währen. Das führt dazu, dass Coulson & Co nicht nur auf Helden wie Scarlet Witch oder Doctor Strange treffen, sondern sie ihre Einsätze vor allem in ständig wechselnden, abstrusen Szenarien wie dämonischen Paralleldimensionen oder der Waffenfabrik eines nordischen Trolls absolvieren dürfen. Liebgewonnene Frotzeleien zwischen den Serien-Stars verschmelzen hier mit bislang unveröffentlichten Heft-Fragmenten von Stan Lee und Steve Ditko höchstpersönlich. Dabei wird „S.H.I.E.L.D.“ zum Tummelplatz für viele verschiedene Künstler mit stets ganz individuellem Stil, die sich in meist nur 25-30 Seiten langen Kurzgeschichten mal so richtig austoben dürfen.

Wenn Magiespezialist Agent Warrick, auf dessen Schultern der Kopf einer Eule ruht auf den chronisch schlecht gelaunten „Howard the Duck“ trifft, dann wird schnell klar, dass hier nicht nur schnelles Geld mit dem kinobegeistertem Massenmarkt gemacht werden soll, sondern neuen Comic-Fans alle Tore in das große, bunte Marvel-Universum weit aufgestoßen werden. Wer epische Dramatik in Kino-Manier sucht, den wird „S.H.I.E.L.D.“ vermutlich eher verwirren. Wer aber schon seinen Spaß mit den bunten und wilden Abenteuern der „Guardians of the Galaxy“ hatte und Lust auf mehr witzige und wilde Superhelden-Stories hat, der greift beherzt zu. Von langjährigen Fans des „Haus der Ideen“ mal ganz zu schweigen.

  • S.H.I.E.L.D. 2
  • Autoren – Mark Waid, Stan Lee
  • Künstler – Paco Medina, Mike Choi, Greg Smallwood, Jack Kirby
  • Original-Stories – S.H.I.E.L.D. 5-10
  • Softcover
  • 156 Seiten
  • 16,99 €
  • Erhältlich bei PANINI

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