Def und Roy sind zwei ganz normale, soziopathische Freunde, die gern durch die Weltgeschichte spazieren, wirre Dinge miteinander diskutieren und mit wachsender Begeisterung, sowie auf groteske Art und Weise Leute abschlachten. Eigentlich schon seit frühester Kindheit. Das weckt nicht nur das Interesse internationaler Ordnungshüter, sondern auch das einer mysteriösen Macht, die auf der geheimnisvollen „Insel der 1000 Düfte“ die „Battle Royal der Lausbuben“ veranstaltet. Nachdem die beiden verstörend gut gelaunten Antihelden auf die selbsternannten „Gangster“ Max und Moritz treffen, die irgendeiner Witwe Brathähnchen geklaut haben sollen, werden sie allesamt auf besagtes Eiland teleportiert. Mit einigen dutzend weiteren, tödlichen Kontrahenten werden sie Teil dieses sehr… endgültigen Wettstreits. Mit Absorptionskanonen, explodierenden „Hallo Doggy“-Halsbändern, Kettensägen oder einem Gummihuhn, in dem ein Nagel steckt (!) metzeln sich die blurünstigen Turnierteilnehmer durch insgesamt drei Zombie-verseuchte Sammelbände, die aufgrund ihrer halluzinogenen Wirkung eigentlich verschreibungspflichtig sein sollten…

Auf den ersten Blick sind die „78 Tage auf der Straße des Hasses“ (an dieser Stelle ein Bonus-Marienkäferchen-Stempel für den Titel) eine wahllose Aneinanderreihung von derben, zotigen, politisch unkorrekten Witzen und bestialisch überspitzten Gewaltszenen. Auf den zweiten auch. Dass der ursprünglich im Eigenverlag erschienene Manga aber tatsächlich weitere Handlungsebenen und Aussagen zu bieten hat, das erschließt sich nur bei entsprechender Medienkompetenz und vor allem bei der Bereitschaft, über knapp 500 Seiten knietief durch Innereien und Furzwitze zu stapfen.

Im Grunde funktioniert das Konzept des (hoffentlich) sehr lose autobiographischen Werkes von Schöpfer David „Def“ Füleki ganz ähnlich wie in der umstrittenen US-Trickserie „South Park“. Was auf Moralapostel und simple Gemüter zunächst bloß roh und abstoßend wirkt, ist bis zum Bersten gefüllt mit spitzfindigen Meta-Botschaften, Popkultur-Referenzen und vielleicht sogar ein wenig Medienkritik. So bekommen in eigens für die bei Tokyopop erscheinenden Sammelbände angefertigten „Behind the Scenes“-Sequenzen nicht nur der „Max & Moritz“-Preis oder ungepflegte Manga-Nerds mit stark beschränktem Horizont ihr Fett weg, sondern erweist Füleki auch mit diabolischem Talent Manga-Urgesteinen wie „Dragonball“ oder natürlich dem hier stark adaptierten „Battle Royal“ seine Ehrerbietung. Aber nicht, ohne dabei die oft sehr löchrigen, naiven Handlungsstränge der Originale gehörig aufs Korn zu nehmen.

„78 Tage auf der Straße des Hasses“ hat auf der Manga Comic Con 2016 den Anstoß dafür gegeben, dass ich dem riesigen und wichtigen Feld der Manga den gebührenden Platz auf DeinAntiHeld.de einräumen werde. Der gewaltigen Masse an Veröffentlichungen kann und werde ich niemals gerecht werden können und mein Hauptaugenmerk wird auch weiterhin auf westlichen Comics liegen. Aber für so ambitionierte, leidenschaftliche und kompromisslos bescheuerte Bücher wie denen von David Füleki muss und wird hier immer Platz sein. Nak nak, bitches.

  • 78 Tage auf der Straße des Hasses (Bd.1-3)
  • Autor & Künstler – David Füleki
  • 164-196 Seiten
  • Softcover / Taschenbuch
  • je 5,00€
  • Erhältlich bei Tokyopop