ReMIND Bd.2

Alles ist bereit für ein episches, furioses Finale auf dem Grund des Meeres. Der von einem fremden Bewusstsein geleitete Kater Victuals versucht die Stadt der Echsenmenschen vor der Schreckensherrschaft eines finsteren Hochstaplers zu bewahren, während sein „Frauchen“, Erfinderin Sonja ihm in einem motorisierten Taucheranzugs zur Hilfe eilt. Hätte sie doch nur zu seinen Lebzeiten an die abenteuerlichen Geschichten ihres Vaters geglaubt…

Das von Dreamworks-Künstler Jason Brubaker zunächst über eine Kickstarter-Kampagne verbreitete „reMIND“ hat ihm nicht unverdient die Hochachtung zahlloser Künstlerkollegen eingebracht. Wie der gefeierte Cartoonist Skottie Young in seinem Vorwort so treffend bemerkt, ist es die beispiellose, künstlerische Kompromisslosigkeit, aus der „reMIND“ seine unvergleichliche Schönheit schöpft. Über fünfzehn Jahre lang arbeitete Brubaker in seiner Freizeit an seiner gleichermaßen bizarren wie charmanten Unterwasser-Fantasie, reiht philosophische Passagen mit verträumten Malereien, an extrem kontrastreich getuschte Actionsequenzen und wirbelt all diese Elemente mit dramatischem Fingerspitzengefühl an der immer richtigen Stelle gründlich durcheinander.

Erzählerische Hybriden wie das momentan sehr populäre Steampunk-Szenario waren schon immer ein klassisches Motiv der fantastischen Literatur. Die wahre Qualität einer solchen Crossover-Erzählung erkennt man stets daran, wie eng, wie unzertrennlich diese vermeintlich nicht zueinander passenden Bausteine miteinander verzahnt werden. „reMIND“ bietet Querschnitt-Totalen, die direkt aus einem modernen 2D-Videospiel stammen könnten, aber vereinzelt auch expressive Malereien, die nur von wenigen schwarzen Linien in Schach gehalten werden. Dieses Wirrwarr sowohl inhaltlich als auch visuell miteinander zu verschemlzen, eine gleichermaßen tiefsinnige wie auch unterhaltende Geschichte damit zu erzählen ist schon eine Klasse für sich.

Wer sich nun selbst davon überzeugen möchte, wie viel Witz, Hirn und vor allem Literweise Herzblut in „reMIND“ steckt, bekommt in insgesamt zwei Bänden die Gelegenheit dazu. Die Gelegenheit, sich ein Comic-Werk in die Sammlung zu stellen, das in mühseliger, unwirtschaftlicher Kleinarbeit entstanden ist. Ein Juwel und mein neuer „Comic des Monats“.