Die vom gefeierten „Saga“-Autor Brian K. Vaughan erschaffene Comic-Reihe „Runaways“ hat leider nie ihren Weg nach Deutschland gefunden. Ein Jammer, denn auch wenn das Konzept vor allem jüngere Leser ansprechen sollte, hat die originelle Superhelden-Reihe auch erwachsenen Lesern eine Menge zu bieten. Bei einem mysteriösen Treffen ihrer Eltern bildet eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen jedes Jahr eine Zwangsgemeinschaft, um sich die Wartezeit auf den Heimweg zu vertreiben. Als die pubertierende Rasselbande genauer nachschauen will, was ihre Erziehungsberechtigten hinter verschlossenen Türen so treiben, müssen sie eine grausame Entdeckung machen. Ganz offensichtlich bilden sie eine Gemeinschaft von skrupellosen Superschurken, die bei einem grausamen Ritual ein junges Mädchen als Opfer darbringen. Schockiert und kopflos ist die Clique wider Willen fortan auf der Flucht vor ihren dämonischen Erzeugern und entdeckt auf der turbulenten Reise nach und nach, dass auch viele von ihnen über besondere Kräfte und Fähigkeiten verfügen…

Auch wenn Captain America, Iron Man oder die X-Men gelegentlich kurze Gastauftritte bei den „Runaways“ haben, konzentriert sich die Reihe auf frische, neue und authentische Junghelden. Das Heranwachsen unter deutlich erschwerten Bedingungen, sowie unausweichliche Liebeleien zwischen den flüchtigen Superwesen wirkt dabei angenehm unkitischig und bietet eine breite Palette großer, echter Gefühle. Offenbar erkannte der amerikanische Video-On-Demand-Service „Hulu“ nun das Potential des Teenager-Epos und entwickelt gegenwärtig ein Serien-Format auf Basis des leider auch in den Staaten zu Unrecht nur mäßig erfolgreichen Konzepts, wie das Portal „Bleeding Cool“ berichtet. Vielleicht können die Hexen, Zeitreisenden, Androiden, Wunderkinder und übermenschlich starken Mädchen auf dem Bildschirm ein größeres Publikum erreichen und so einer unbeachteten Comic-Perle zu einem späten Durchbruch verhelfen.