Schon in frühester Kindheit muss die kleine Gertrud die bittere Erfahrung machen, dass man immer aufpassen sollte, was man sich wünscht. Gleich nachdem sich die niedliche Göre nach einem funkelndem Feenparadies, bewohnt von allerlei knuffigem Viehzeug sehnt stürzt sie buchstäblich und schmerzhaft in einen bonbonbunten, nicht enden wollenden Albtraum – Das Fairyland. Eigentlich soll Gert bloß den Schlüssel für die Tür zur realen Welt finden, eine Nebensächlichkeit, die sie nicht länger als ein paar Tage beschäftigen sollte. Siebenundzwanzig Jahre später ist das kleine Mädchen mitte Dreißig, befindet sich noch immer im epilepsieunverträglichen Märchenland und ist körperlich – von sichtbaren Blessuren des Kampfes einmal abgesehen – keinen einzigen Tag gealtert. Knapp drei Jahrzehnte gehen an keinem Menschen spurlos vorüber und Gert hat sich halt entschlossen, ihre Frustration durch anhaltendes Fluchen und exzessive Gewalt gegen possierliche Märchenfiguren zu kompensieren. Irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben, so ganz ohne Job oder Schule. Die Resignation weicht jedoch blankem Entsetzen, als die unfreiwillige Antiheldin den teuflischen Plan der Fairyland-Königing durchschaut: Ein neues, kleines Mädchen soll noch vor Gert den Schlüssel zur Menschenwelt finden. Das würde Gert zu einer Bewohnerin des Feenreiches machen und ihr die Immunität als Gast nehmen…

Comic-Star Skottie Young ist bekannt für seine überdrehten Cartoon-Szenarien, insbesondere für den amerikanischen Traditionsverlag Marvel. Wie man dem ausführlichem Nachwort des ersten Bandes von „I Hate Fairyland“ entnehmen kann, war es schon immer sein sehnlichster Wunsch als Künstler eine Eigenkreation im Image-Verlag, der Heimat des düsteren Antihelden „Spawn“ von Verlagsgründer Todd McFarlane zu veröffentlichen. Dass dieser Traum sich nicht nur bewahrheitete, sondern Skottie dabei absolute, kreative Freiheit genießt, ist ein Glücksfall für Freunde abgedrehter Geschichten mit fragwürdigem Humor.

Abgesehen davon, dass „I Hate Fairyland“ extrem kurzweilig und abwechslungsreich erzählt und hinreißend gestaltet ist, offenbart sich der erste Sammelband vor allem als El Dorado für Freunde satirisch überzogener Gewaltorgien und humoristischer Grenzübertretungen. Bei der Anpassung für den deutschen Markt hat Popcom dabei keine Kompromisse zugelassen. Bei der exzellenten Übersetzung, die üblicherweise bei komischen Titeln besonderes Fingerspitzengefühl erfordert wurde sogar darauf geachtet, das in Gedichtform vorgetragene Rätsel des schleimigen Madenkönigs auch auf deutsch in ansprechender Reimform zu präsentieren. Chapeau.

Interessierte Leser erhalten ein hochwertiges Hardcover für schlanke 14,00€, ein Betrag den man üblicher Weise schon für ein schlichtes Paperback aus der Feder von Mister Young berappen muss. Bibliophile Feinschmecker bekommen für deutlich opulentere 49,95€ eine auf 555 Exemplare limitierte Sonderedition, die es in sich hat. Im übergroßen, selbst stattliche Hardcover-Alben überragendem Sonderformat mit glänzender Prägung und signiertem Farbdruck erhalten Sammler eine Sonderedition, die sich diese Bezeichnung redlich verdient hat.

Egal für welche Edition man sich letzen Endes entscheidet: „I Hate Fairyland“ bietet großartig präsentierten Brachial-Humor mit zahllosen Seitenhieben auf Kinder- und Familienkompatible Fantasyklassiker und wirkt dabei gleichermaßen unverbraucht wie ausgereift.


I HATE FAIRYLAND (Bd.1): Verrückt bis an ihr seliges Ende
Autor & Künstler: Skottie Young
128 Seiten
Hardcover / Limitiertes Hardcover (555 Stk. mit signiertem Druck)
14,00€ / 49,95€
Erhältlich bei Popcom / Toykopop