Detective Rowan Black führt ein Doppelleben. Bei Tag ermittelt sie für die Polizei von Portsmouth, bei Nacht praktiziert sie längst vergessene, kohlrabenschwarze Riten. Magische Kräfte sind praktischer Weise ausgesprochen gut dazu geeignet, um vor ahnungslosen Zivilisten zu verbergen, dass man über magische Kräfte verfügt. Das hat bislang immer einwandfrei funktioniert, doch eines Tages will ein Geiselnehmer in einem Schnellrestaurant nur mit Rowan sprechen. Allein. Im Gegenzug ist er bereit, alle Geiseln unbeschadet laufen zu lassen. Bei dieser natürlich unausweichlichen Konfrontation versucht der psychisch schwer entgleiste Mann nicht nur die zauberhafte Staatsdienerin bei lebendigem Leibe zu verbrennen, sondern offenbart auch, dass er ihren wahren, geheimen Namen kennt…

Sind wir mal ehrlich: Cops, die gleichzeitig auch Vampir, Zombie, Gespenst, Zauberer oder Zierpflanze sind, das ist nicht mehr so richtig neu und originell. Aber das Rad muss ja auch nicht immer neu erfunden werden, wenn ein häufig verwendetes, erzählerisches Muster so richtig gut umgesetzt wird. Und das wird es. Auch mit der exzellenten, ebenfalls bei Splitter erschienenen Scifi-Dystopie „Lazarus“, hat Autor Greg bereits bewiesen, dass er zunächst vermeintlich angestaubte Themen packend modernisieren und mit frischen Impulsen in aufregende, neue Richtungen lenken kann.

Dieser Coup gelingt nicht auf Anhieb mit „Das Erwachen“, dem ersten Teil des ursprünglich im amerikanischen Image-Verlag erschienenen Okkult-Krimis. Rucka schreibt greifbare, interessante Charaktere und hat nach wie vor ein richtig gutes Händchen für Spannung und Dramatik. Auf die große „Lazarus-Erkenntnis“, die offenbart, welche pfiffigen, neuen Komponenten er eingeflochten hat, müssen wir aber offenbar noch bis zum nächsten Band warten. Dass sie nicht erfolgen wird, ist bei der durchweg hohen Qualität seines Outputs ausgesprochen unwahrscheinlich.

Ganz ohne Wartezeit können sich visuell orientierte Leser aber bereits jetzt an den großartigen Bildern der gefeierten „Birds of Prey“-Zeichnerin Nicola Scott erfreuen. Nicht zuletzt durch die weiche Farbgebung von Koloristin Chiara Arena erinnert „Black Magick“ optisch manchmal an die beeindruckenden Bilder von Künstler-Superstar Adam Hughes. Mit tollem Ausdruck, extrem detaillierten Kulissen und geschickt eingesetzten Farblichtern, um magische Effekte von den in Sepia-Tönen gehaltenen Seiten abzuheben strahlt der Band von der ersten bis zur letzten Seite jede Menge Klasse und Stil aus.




BLACK MAGICK (Bd.1): Das Erwachen

Autor: Greg Rucka
Künstlerin: Nicola Scott
136 Seiten
Hardcover
19,80€
ERSCHIENEN BEI SPLITTER