Frankie Fettfinger ist so etwas wie der verschlagene Mentor des intergalaktischen Waschbär-Kopfjägers Rocket. Obwohl nicht unbedingt für seine sentimentalen Ausbrüche bekannt, schlummert aber bekanntlich ein Herz aus Gold in dem flauschigen Raubein und trifft ihn die Nachricht über den Tod seines alten Freundes daher wie ein Schlag. Bei einem Meister des Betrugs und der Täuschung wie Frankie kann man aber nie wirklich sicher sein, ob er nicht einen Weg zurück in die Welt der Lebenden findet… Nicht minder absurd gestaltet sich die zweite Storyline im neuen Band, in der das ungleiche Heldenduo auf Kopfgeldjagd nach einem nasenlosem, Babypuder-raubendem Alien sind, dass als menschlicher Hinterwäldler getarnt in den USA untergetaucht ist. Als wirkliche Herausforderung an diesem wenig ruhmreich klingendem Auftrag stellt sich aber schnell eine ausgesprochen nervige Konkurrentin heraus, deren zweifelhafte Superkräfte scheinbar aus ihrem übermäßigem Konsum von US-Heldencomics resultieren… Machen wir uns nichts vor. Trotz aller Star-Lords und Thanos-Töchter sind Vulgär-Waschbär Rocket und sein Rinden-Rowdy Groot die klaren Stars der „Guardians of the Galaxy“. Und das sind sie aus gutem Grund. Nach dem grandiosen Auftakt von Cartoon-Genie Skottie Young haben sich die humoristischen Beiträge um Rocket und Groot trotz wechselnder Titel und Nummerierung als feste Größe im Marvel-Kader herausgestellt, die regelmäßig und liebevoll die komplette Riege ihrer schillernden Heldenkollen brachial durch den Kakao ziehen. Dass Seitenhiebe auf popkulturelle Erzeugnisse dabei genau so zur Tagesordnung gehören, wie giftige Meta-Botschaften an sachkundige Leser, bietet natürlich eine ideale Bühne für Newcomerin „Gwenpool“. Diese niedliche Nervensäge ist bereits durch ihren Namen die Verballhornung einer der seltsamen Früchte, die der verlagsinterne Remix-Wahnsinn hervorbringt, denn er bezieht sich natürlich auf „Spider-Gwen“, Peter Parkers verblichene Freundin aus einer alternativen Dimension, die dort ihrerseits an Spinnenkräfte gekommen ist. Klar soweit? Diese unfreiwillige Team-Zusammenkunft funktioniert hervorragend und wirkt dank der eher an europäische Graphic Novels erinnernden Zeichnungen von Kanadier Michael Walsh gleichermaßen frisch wie elegant, auch wenn die neue, visuelle Richtung zu Lasten der explosiven Cartoon-Dynamik geht, welche die Reihe bislang immer ausgezeichnet hat. So ist der Band insgesamt sicher kein Meisterwerk, aber eine angenehm freche Persiflage auf das parallel stattfindende Crossover-Event „Civil War II“ und hanebüchen konstruierte Heldenzusammenkünfte generell. Um das völlig verstehen und genießen zu können macht allerdings auch ein größeres Fachwissen Sinn, als die hysterischen Cartoon-Episoden um Rocket Raccoon und Groot es bislang vorausgesetzt haben.


ROCKET RACCOON & GROOT (Bd.2): …Und dann kam Gwenpool! Autor: Nick Kocher Künstler: Michael Walsh 100 Seiten Softcover 12,99€ Erschienen bei Panini
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