Damians Großvater ist gar nicht, wie vermutet vor achtzig Jahren bei einem Schiffsunglück in Italien ums Leben gekommen. An Bord des sich inzwischen auf dem Meeresboden befindenden Kreuzfahrtschiffes, auf dem er damals anheuerte, soll sich zudem noch heute eine mysteriöse Jadestatue mit magischen Eigenschaften befinden. Der Grüne Jaguar. Gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Alexander soll der schmucke Jüngling als letzter, lebender Ahne eine waghalsige Expedition begleiten, um bei der Bergung dieses Schatzes behilflich zu sein… Während das erste, bereits 2008 veröffentlichte Abenteuer aus der Feder von Thilo Krapp (Krieg der Welten) sich noch häufig auf charmanten Klamauk verlässt und mit deutlich gröberem Strich und zweckmäßigerer Farbgebung als der Folgeband daherkommt, zeichnen sich einige Dinge bereits deutlich ab. Das ist zum einen Thilos großes Talent für detailverliebte Totalaufnahmen wie etwa das gesunkene Wrack des Kreuzfahrtschiffes, zum anderen sein ambitioniertes Konzept. Ein heiteres und zumindest gelegentlich romantisches Abenteuer mit schwulen Protagonisten zu erzählen, ohne sich dabei in halbpornographischen Klischeeschleifen zu verheddern. Ein in stilechtem Ruhrpott-Jargon vor sich hinfluchender Schiffskoch, aber auch Damians leidenschaftlich vorgetragene Musical-Darbietungen sorgen dabei für reichlich unschlüpfrigen und treffsicheren Spaß. Da aber viele Klischees auch zumindest ein Fünkchen Wahrheit in sich tragen, scheut der Künstler, der hier unter dem Pseudo-Pseudonym „tiló“ agiert sich auch nicht vor einer Prise Slapstick-Zickenkrieg oder einem Teelöffelchen beleidigter Eifersüchteleien. Trotzdem setzt sich die Fortsetzung „Dschungelliebe“ deutlich vom Seriendebüt ab, schließlich liegen stolze fünf Jahre zwischen den beiden Veröffentlichungen. Die augenscheinlichsten Veränderungen liegen dabei selbstverständlich in den Bildern. Mit deutlich schlankerem, eleganterem Strich, einem wirklich enormem Zuwachs an Details und stimmungsvollen Farben mit natürlichen Übergängen wird deutlich, welche gewaltigen Fortschritte Thilo zwischen den beiden Episoden seines „Herren-Abenteuers“ gemacht hat. Aber auch erzählerisch wirkt das Tarzan-esque Kennenlernen seiner Titelhelden deutlich ausgereifter, strukturierter und deshalb auch emotional überzeugender. Als besonderes Bonbon erwartet den Leser gleich zu Beginn des Bandes eine Tracklist mit Stücken, die Damian im Laufe von „Dschungelliebe“ gewohnt ungeniert und inbrünstig zum Besten geben wird, die für ein ähnlich stimmungsvolles, multimediales Erlebnis sorgen wie bei Tobi Dahmens dahingehend ähnlich strukturierter Graphic Novel „Fahrradmod“. Wer vernünftiger und nachvollziehbarer Weise das Schaffen von Thilo Krapp verfolgen und sammeln möchte, wird ohnehin nicht um die Anschaffung der beiden bei Epsilon erschienenen Alben von „Damian und Alexander“ herumkommen. Aber auch, wer Homosexualität einmal in einem westlichem Comic-Kontext präsentiert sehen möchte, der Schwule nicht als tief traumatisierte Randgruppe oder dauerrammelnde Witzfiguren darstellt, sollte dringend mal einen Blick auf die liebevolle Hommage an frankobelgische Abenteuercomics werfen. Konservative Skeptiker mit Berührungsängsten und Vorurteilen können dabei übrigens aufatmen. Die Lektüre dieser Comics hat den Autor dieses Artikels nicht schwul werden lassen. Aber ein bisschen emphatischer vielleicht. Da muss man schon aufpassen.



DAMIAN & ALEXANDER Bislang 2 Bände Autor & Künstler: tiló (Thilo Krapp) Je 108 Seiten Softcover-Album Je 15,00€ Erschienen bei Epsilon
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