Ausnahmsweise war es nicht zuerst Trickfilm-Familie Simpson, die mit der düsteren Prophezeiung eines amerikanischen Präsidenten Donald J. Trump gleichzeitig die Menschen zum Lachen und Erschaudern brachte. Vielmehr war es der bereits seit 1970 täglich erscheinende Kult-Comicstrip „Doonesbury“, des amerikanischen Künstlers und Journalisten Trudeau, der uns die apokalyptischen Zustände der amerikanischen Regierungsfähigkeit unter einem rassistischem, sexistischem und nicht in Worte zu fassend einfältigem Multimilliardär und Narzisst voraussagte. Vermutlich haben sowohl die gelbhäutigen Cartoon-Einwohner von Springfield, als auch die Tonkarton-Anarcho-Rednecks aus der kontroversen Trickserie „South Park“ reichlich Inspiration durch die „Doonesbury“-Strips erfahren, die das beiden erfolgreichen TV-Konzepten zugrundeliegende, satirisch-überzogene Gerüst mit möglichst tagesaktuellem Bezug zu Gesellschaft und Politik eigentlich erfand.

Über eine Vielzahl unterschiedlicher, in Echtzeit alternder Charaktere die sich rund um eine ehemalige Kommune befinden, aber in unterschiedlichste Richtungen entwickeln kommentiert Trudeau bissig und unterkühlt-lakonisch die skurrilen Ereignisse der amerikanischen Öffentlichkeit. Wen wundert es da, dass der in den Staaten schon deutlich länger multimedial omnipräsente Fönfrisur-Schreihals Donald Trump ein gern gesehener Gast im Doonesburyschen Gesellschaftsspiegel ist? Mit „TRUMP! Eine amerikanische Dramödie“ ist nun bei Splitter die deutsche Übersetzung einer Chronik der zahlreichen Episoden des Strips erschienen, die sich rund um die teils realen, teils erfundenen und dennoch immer glaubwürdigen Eskapaden und Allüren  des ehemaligen Castingshow-Rüpels und raffgierigen Baulöwen entwickelten.

Das dramatische an dieser gleichermaßen erheiternden wie schockierenden Chronik ist eigentlich, dass selbst bewusst überspitzte, fiktive Charaktere wie der exzentrische, nach dem Vorbild von Gonzo-Journalist Hunter S. Thompson erschaffene Ex-Botschafter Duke, keine andere Chance haben als neben „The Donald“ zu verblassen und so deutlich menschlicher und normaler zu wirken, als im sonst üblichen Kontext ihrer Comic-Strips. Ob an Bord seiner Luxus-Yacht, beim Versuch eines historischen Konzert-Events mit der wieder auferstandenen Rock-Legende Elvis Presley oder bei der völlig geschmacklosen, alles übertönenden Demontage seiner politischen Konkurrenten: Gegen Donald J. Trump wirkt Eric Cartman wie ein wohlerzogener, höflicher junger Mann. „TRUMP! Eine amerikanische Dramödie“ wäre wirklich zum totlachen, wenn das wütendste Toupet dieses Planeten nicht tatsächlich Präsident einer der größten Wirtschaftsmächte dieses Planeten geworden wäre. Egal ob man nun darüber lachen oder weinen möchte, dieses Buch bietet sich ganz hervorragend dazu an. Denn es steht „TRUMP“ auf seinem Titel. Das bedeutet Qualität. Und Qualität ist alles.


TRUMP! – Eine amerikanische Dramödie
Autor & Künstler: G.B. Trudeau
112 Seiten
Hardcover
18,80 Euro
ERSCHIENEN BEI SPLITTER