Superman ist tot. Ja. Schon wieder. Mit dem Ende des „New 52“-Reboots der alt-ehrwürdigen Superheldenschmiede DC-Comics ging der Mann aus Stahl auf gewohnt dramatische Weise hops. Allerdings kann man das Aushängeschild der Marke natürlich nicht abtreten lassen, ohne bereits würdigen Ersatz in den Startlöchern zu wissen. Mittels des „unglaublich innovativen“ Kunstgriffs der multiplen, parallelen Dimensionen tritt nun ein multidimensionales Abbild von Clark Kent an dessen Stelle des Heldenolymps. Unter dem Decknamen „Clark Smith“ lebt dieser ein unscheinbares Leben mit Gattin Lois und Söhnchen Jonathan auf einer Farm in einem Dorf unweit von Metropolis.

Obwohl der nicht enden wollende Recycling-Kreislauf aus Vintage und angeblich ach so frischer Neuerfindung beider großen Helden-Verlage mittlerweile für fremdschämendes Kopfschütteln sorgt, macht DCs „Rebirth“-Reboot verdammt viel richtig. Bereits der Neubeginn  der fortlaufenden „Wonder Woman“-Reihe sorgte für Begeisterungsstürme von sowohl Fans als auch Kritikern und auch der neue Familienvater-Superman ist absolut hervorragende Superheldenlektüre. Das liegt nicht nur daran, dass für „Rebirth“ viele namhafte und renommierte Comic-Künstler (in diesem Fall die Herren Tomasi und Gleason) aufgefahren werden. Es liegt am kompromisslos gesponnenen roten Faden des Events. Die „Rebirth“-Helden sollen die ursprünglichen, ikonischen Werte der Charaktere verfolgen, die jahrzehntelange Verlagsgeschichte respektieren und berücksichtigen, aber auch modern, dramatisch und hollywoodreif präsentiert werden. Wenn’s denn weiter nichts ist…

Die exzellenten, ersten beiden Sonderbände zum neuen Superman handeln vor allem vom problematischen Heranwachsen des halbkryptonischen Sprösslings Jon, der im Gegensatz zu seinem Vollblut-Alien-Papa sichtlich Probleme damit hat, seine phänomenalen, kosmisch Kräfte unter Kontrolle zu behalten. Ganz ähnlich wie im großartigen „American Alien“ geht es also viel darum, Jons Kräfte für gute Dinge zu kanalisieren, aber natürlich auch darum, sein Temperament im Zaum zu halten und die Tarnung der Familie nicht zu gefährden. Denn trotz dieses Deckmantel muss sich die Super-Familie samt Krypton-Kläffer schon bald dem Kampf mit dem todbringedem Eradicator stellen, nicht auszudenken, wenn die Schurken dieser Welt Kal-Els  Familie einfach im Telefonbuch nachschlagen und besuchen könnten!

Liebevolle Verbeugungen vor Darwyn Cookes „New Frontier“ oder vielen weiteren, klassischen DC-Stories fehlen in den ersten beiden „Superman“-Sonderbänden genau so wenig, wie das wirklich atemberaubend schöne Annual mit einer dialogarmen, kinoreifen Schlacht zwischen dem Supertypen und „Swamp Thing“. Für das furiose Finale des zweiten Bandes setzt sich Co-Autor Patrick Gleason dann doch glatt auch noch an den Zeichentisch. Schließlich geraten bei der titelgebenden „Supersöhne“-Geschichte der kleine Jon und Gleasons herrliche Interpretation von Batman-Sprössling Damian Wayne aufeinander, um kurz darauf von ihren Vätern durch ein Superhelden-Bootcamp geschickt zu werden, dass ihre jungen Charaktere formen und ihren Zusammenhalt stärken soll. Die Super-Nanny wäre stolz auf solche Väter.

Der neue „Superman“ hat zahlreiche Verbindungen mit der Generationen umspannenden DC-Mythologie. So fühlen sich die Stories episch an, funktionieren aber auch ganz hervorragend einzeln, finden immer einen guten Ein- und Ausstieg. Sie sind dramatisch und dynamisch inszeniert, bieten reichlich Action, haben aber auch immer diesen warmen, ungewöhnlichen Touch, den man eher von einer US-Familienserie erwarten würde, als von einem Heldencomic. Das macht die Reihe zu hervorragender Comic-Unterhaltung, die eigentlich nur für solche Leser nicht zu empfehlen ist, die auf extreme Komplexität und Verzahnung von Serien untereinander stehen. Von dieser vor allem unter Sammlern verbreiteten Sub-Spezies sollten junge und alte Super-Freunde großen Gefallen an Tomasis und Gleasons Familien-Saga finden.



SUPERMAN SONDERBAND 1: Der Sohn von Superman
Autoren: Peter J. Tomasi & Patrick Gleason
Künstler: Patrick Gleason, Doug Mahnke, Jorge Jimenez
132 Seiten
Softcover
14,99 Euro
ERSCHIENEN BEI PANINI


SUPERMAN SONDERBAND 2: Super-Söhne
Autoren: Peter J. Tomasi & Patrick Gleason
Künstler: Patrick Gleason, Doug Mahnke, Jorge Jimenez
156 Seiten
Softcover
16,99 Euro
ERSCHIENEN BEI PANINI