Zwei Brüder sind gemeinsam auf der Jagd nach finsteren Magiern, die unaussprechliche Gräueltaten in der feindseligen Welt Terrenos verbrochen haben. So beginnen zahllose, generische, langweilige Heldenromane. Aber Birthright ist anders. Die pfiffige Melange aus schmerzhaft realistischem Familiendrama und harter Fantasy-Action badet nämlich gern in diesen ausgelutschten Klischees, um sie kurz darauf dem eingelullten, hirnaktivitätsreduziertem Leser um die Ohren zu hauen und seinen Adrenalinpegel in die Höhe schnellen zu lassen.

Natürlich durften wir schon unzählige Male Zeugen sein, wie hünenhafte, halbnackte Kerle mit scharfkantigen Werkzeugen dämonische Horden unter dem Beifall meterhoher Blutfontänen zu Monster-Kebap verarbeiten. Dass der Held allerdings Mikey heißt und der kleine Bruder eines Jungen ist, der optisch locker sein Sohn sein könnte, das ist schon ungewöhnlich. Diese bizarren Konstellationen, dieses Zusammentreffen der magischen Bewohner von Terrenos mit unserem hochtechnisiertem Alltag bietet trotz aller dramatischen und epischen Momente tatsächlich auch überraschend viel Potential für eine ganz eigene, unaufdringliche Komik, die ab und an die eigentlich sehr ernste Handlung angenehm auflockert.

Was „Verbündete und Feinde“, den mittlerweile dritten Band von „Birthright“ aus der Erfolgsschmiede Skybound besonders auszeichnet, ist das allgegenwärtige, zynische Spiel mit den eigentlich für das Genre doch so wichtigen Klischees. Etwas das viele Menschen an fantastischer Literatur schätzen ist die Reduktion, die unsere Zufluchtswelten soviel einfacher und angenehmer erscheinen lassen. Hässliche Orks sind böse, schöne Elfen nett. Selbstredend ist „Birthright“ nicht die erste Geschichte, die mit diesen Konventionen bricht, auch die ebenfalls bei Cross Cult erschienene „Ork-Saga“ macht das klasse. Aber so konsequent umgesetzt kennt man dieses Stilmittel eigentlich nicht.

In bester, amerikanischer Mystery-Serien-Manier ist man sich als Leser zu keinem Zeitpunkt im Klaren über die Motive der fantastischen Protagonisten. Keine klaren Gruppenzugehörigkeiten sind erkennbar, etwa bei wem es sich um einen Helden oder Schurken handelt. Dieses Prinzip ist die Seele von „Birthright“. Das war noch nie so deutlich und spaßig wie in diesem Band.


 


BIRTHRIGHT (Bd.3): Verbündete und Feinde
Autor: Joshua Williamson
Künstler: Andrei Bressan
128 Seiten
Hardcover
20,00 Euro
Erschienen bei Cross Cult