Lady Mechanika hat keine Kenntnis darüber, wer ihre Arme durch tödliche, mechanische Prothesen ersetzt hat. In einer dampfbetriebenen, futuristisch-viktorianischen Retro-Welt voll dunkler Magie verschafft sie sich gemeinsam mit dem illustren Ensemble eines Roma-Zirkus unentdeckt Zugang zum Maskenball an Bord des Luftschiffes von Waffenhändler Blackpool. Hier sollen die verlorenen Kinder der Zirkusfamilie gefangen gehalten werden…

Auch mit dem zweiten Band geht Lady Mechanika keinerlei Risiken ein und besinnt sich ganz auf seine gestalterischen Tugenden. Das macht Spaß und wirft uns zurück in die goldene „Top Cow“-Epoche der frühen Neunziger. Ein bisschen trashig, ziemlich Sexy und trotz aller haarsträubend merkwürdigen Erzählfragmente immer stilvoll genug und schlüssig. Vielleicht hätte sich Joe Benitez aber zwei mal überlegen sollen, von welchem Zeichnerkollegen er sich beim zweiten, wirklich vielversprechenden Handlungsbogen unter die Arme greifen lässt. Martin Montiels deutlich detailreichere und cleanere Performance lässt seinen Gastgeber und Erfinder der Steampunk-Superheldin im unmittelbaren Vergleich ziemlich alt aussehen.

Weitestgehend befreit von inhaltlichen Überraschungen ist Lady Mechanika eine Liebeserklärung an die düstere und körperbetonte Superhelden-Epoche, die Todd McFarlane und seine Freunde mit Gründung des Spawn-Verlags „Image“ einläuteten, wo „Lady Mechanika“-Schöpfer Benitez unter anderem an „The Darkness“ mitarbeitete. Image hat bis heute Bestand als wichtigster US-Herausgeber von Creator-Owned Comics wie „Drifter“, oder Lazarus“. Cool, kurzweilig und im Geiste trashig-spaßiger TV-Serien konnte Lady Mechanika dabei im Grunde nur als Comic realisiert werden, da all die Luftschiffe, die dekadente Garderobe und die kybernetischen Monstrositäten ein beachtliches Budget verschlungen hätten. Aber wer weiß, dieser Tage findet sich ja immer wieder eine Menge Geld für Comic-Umsetzungen. Hollywood wird schon wissen warum…



LADY MECHANIKA (Bd.2): An Bord der Helio-Arx
Autor: Joe Benitez
Künstler: Joe Benitez, Martin Montiel
128 Seiten
Hardcover
19,80 Euro
ERSCHIENEN BEI SPLITTER