Der Clan der Osidis gehört zu den wenigen, die sich noch nicht Garlis Sum, dem finsteren „Gott des Flüsterns“ verschrieben haben. Großvater Zebediah ist viel zu stolz, als dass er seinen Anstand und seine Würde gegen den einen Wunsch tauschen würde, den der bösartige Herrscher im Tausch gegen den bedingungslosen Gehorsam bietet. Wer diesen Wunsch äußert und sich auf den Handel einlässt, der gewährt Garlis Sum jederzeit die Sicht durch die eigenen Augen, akzeptiert die völlige Aufgabe jeder Privatsphäre. Kurz bevor Adam, Zebediahs Sohn diesen teuflischen Pakt schließen kann, stürmt eine schlagkräfitge Truppe aufständischer Krieger aus allen Stämmen den Thronsaal und entführt den magisch begabten Despoten. Doch Adam kann sich nicht wirklich erleichtert und befreit fühlen. Denn sein Wunsch wäre es gewesen, sein bevorstehendes, tödliches Schicksal abzuwenden…

Seven to Eternity“ ist atemberaubend. Kein Comicautor versteht es so gut wie der begnadete Rick Remender, tiefe, bedeutungsvolle Metaphern in einen so ansprechenden, unterhaltsamen und originellen Mantel zu hüllen, dass man beinahe gar nicht bemerkt, dass man hier echte, grafische Literatur in den Händen hält. Mit den großartigen und dicht erzählten Journalen seiner Charaktere, entführt er tief in seine herrlich eigenständige Fantasy-Distopie, die in ihrer Trostlosigkeit, Dichte und Intensität häufig an die hervorragende Comic-Adaption von Stephen Kings „Dunkler Turm“ erinnert. Auch das nicht weniger hervorragende Artwork von Jerome Opeña leistet seinen Beitrag zu diesem epischen Gesamteindruck, das im großformatigen Hardcover gleich nochmal so viel Spaß macht.

Geschmacksache sind hingegen die wörtlichen Übersetzungen der Namen aller titelgebenden sieben Helden. Der Ansatz den inhaltlichen Sinn dieser Namen in der Übersetzungssprache wiedergeben zu wollen ist zwar nachvollziehbar, wirkt aber auch recht hölzern. Über diese Entscheidung und das manchmal doch etwas holprige Lektorat hinaus sind Inhalt und die extrem hochwertige Verarbeitung und Präsentation aber über jeden Zweifel erhaben.

Wenn man „Seven to Eternity“ etwas Reifezeit und ein paar Bände Zeit gibt, dann hat es vielleicht sogar das Potential das extrem hohe Niveau von „Low“, Remenders bisheriger Glanzleistung zu erreichen. Auch wenn der zweite Band bereits im Mai erscheint, wird sich diese Wartezeit verdammt lang anfühlen.



SEVEN TO ETERNITY (Bd.1): Der Gott des Flüsterns
Autor: Rick Remender
Künstler: Jerome Opeña
128 Seiten
Hardcover
25,00 Euro
ERSCHIENEN BEI CROSS CULT