Corky, Nina und Asako sind beste Freundinnen und überzeugte „Szenehopper“. In regelmäßigen Abständen verändern die erwöhnten Gören ihren kompletten Stil und ihre Partygewohnheiten, um im extatischen Drogenrausch völlig in ihrer jeweils neuen Umgebung aufzugehen. Ihren Lebensunterhalt „verdienen“ sie mit einer Website, auf der sie das verlotterte Leben ihres dicken, alkoholsüchtigen Nachbarn per Webcam zur Schau stellen. Als kein Outfit, keine Droge und keine Subkultur es ihnen mehr recht machen kann, entdecken die Mädchen die rohe, nihilistische Brutalität der Welt des „Black Metal“ für sich…

Das letzte Kapitel der Gesamtausgabe von Comic-Rocker Timo Würz schließt sich. Ein bluttriefendes und zynisches Effektgewitter, das unverkennbar die Handschrift von Timo und seinem wiederkehrenden Autorenkomplizen Niki Kopp trägt. In einigen Punkten greift das Duo zwar Ästhetik und Erzählthemen aus den Quasi-Vorgängern „XCT“ und „Aaron & Baruch“ auf, dennoch bildet der Abgesang auf die Austauschbarkeit künstlicher Ideale nicht nur den Abschluss, sondern auch den klaren Höhepunkt der bei Popcom nun komplett, wenn auch zuletzt bedauerlich leise erschienenen Gesamtausgabe des Pinsel-Rebellen.

Wie gewohnt ging dem Szenario eine wahrnehmbar aufwändige Recherche und fundierte Kenntnis der Materie voraus, finden sich zahllose Anspielungen auf reale Bands und popkulturelle Phänomene. Dabei ist „Black Metal“ nicht nur das jüngste, sondern in logischer Konsequenz auch am besten gealterte Werk aus der Reihe. Beachtlich ist trotz einiger aus heutiger Sicht veralteter, technischen Begriffe vor allem die nahezu prophetische Einschätzung des kommerziellen Voyeurismus und Narzissmus im Internet, wenn man den heutigen Einfluss sozialer Netzwerke wie Facebook und Twitter bedenkt.

Auch visuell präsentiert sich die Szene-Satire in Bestform. Annähernd fotorealistische Figuren und Portraits treffen auf ekstatisches Bilder-Feuerwerk und Würz-Typisch natürlich auch auf reichlich wohlgeformte und sich lasziv räkelnde Damenkörper. Nie wurde es aber deutlicher als hier, dass Timo und Niki mit diebischer Freude ganz bewusst auf dem schmalen Grat zwischen knallig inszenierter Fleischbeschau und bissigem Kommentar zum Zeitgeschehen tänzeln. Das muss man zwar nicht mögen, trägt mit lauter Ablehnung als Antagonist aber maßgeblich zur provokativen Rock-Show bei. Alice Cooper wäre stolz auf die zwei.


BLACK METAL
Autor: Niki Kopp
Künstler: Timo Würz
224 Seiten
Hardcover
16,00 Euro
Erschienen bei POPCOM