Artemis und Kasmir sind Agenten des „Öffentlichen Ministeriums für Privatangelegenheiten“. Die beiden schlagfertigen Ermittler sind spezialisiert auf unerklärliche und paranormale Fälle, wie etwa den seltsamen Ereignissen im „Königlichen Hospital für Frauen und Kinder“. Dort finden sich schlafwandelnd Nacht für Nacht die behandelten Kinder auf dem Dach des Gebäudes ein, um mit erhobenen, wehenden Armen ein beängstigendes Lied in einer fremden Sprache anzustimmen…

Die viktiorianischen „X-Files“ leben inhaltlich eher von den sympathischen Sticheleien des Heldenduos, als dass sie authentisches Gruselflair vermitteln wollten. Generell wird erst recht spät im Laufe des knapp über 60 Seiten starken Abenteuers deutlich, ob es in „Das Konzil der Bäume“ tatsächlich um ein übernatürliches Szenario oder nur einen sehr verworrenen Kriminalfall handelt. Das ist kein ungewöhnliches Genre-Element, hier aber souverän genug umgesetzt um Sinn zu machen.

Herausragend ist am abgeschlossenen Grusel-Krimi aber vor allem die visuelle Präsentation. Der noch sehr wenig in Erscheinung getretene Künstler Nicolas Bara erinnert trotz klar eigenständigem Stil an extrem profilierte Kollegen wie Humberto Ramos oder Ingo Römling. Pfiffige, cineastische Perspektiven, stimmungsvolle Farben und typisch europäischen Knollnasen legen außerdem einen Vergleich mit dem ebenfalls bei Splitter erschienenem „Annas Paradies“ von Daniel Schreiber nahe.

Hoffentlich entscheidet sich das Kreativgespann trotz des alleinstehenden Titels sein Ermittlerduo auch mit der Klärung weiterer Fälle zu beauftragen. Für knisternd-freche Spannung zwischen den beiden ist bereits erfolgreich und überzeugend gesorgt und das britische Gothic-Novel-Szenario legt bereits viele klassische Horror-Fieslinge der Literatur als mögliche Antagonisten nahe.


Leseprobe


Konzil der Bäume CoverDas Konzil der Bäume
Autor: Pierre Boisserie
Künstler: Nicolas Bara
64 Seiten
Hardcover
15,80 Euro
Erschienen bei SPLITTER